Hat die FDP ihr Herz für den Sansculotte entdeckt?

Was soll man von einer Abschlussfeier halten, bei der nur ein Sansculotte teilgenommen hat? Und der kam auch noch von Amerika, was hoffen lässt, dass Los Angeles sich bodenständiger und herzhafter als Paris, das sich von der Hofetikette Versailles hat inspirieren lassen, präsentieren wird. In 4 Jahren zeigen sich die Athleten auf Planwagen, die daran erinnern sollen, wie der Westen Amerikas besiedelt wurde, statt auf der pompösen Seine. Statt Statuen von Frauen, die sich verdient gemacht haben, werden wir Cherleaders zu sehen bekommen (die Disziplin wird danach bestimmt olympisch). Das totale Kontrastprogramm. Die Ticketpreise werden für einen Sansculotte natürlich weiterhin unerschwinglich bleiben werden, aber wenigstens kann er darauf hoffen, dass bei den beiden Feiern etwas dabei ist, was ihm gefallen könnte. Viel wird ihm ja eh nicht geboten. Dass er nun ausgerechnet von einem Plan profitiert, von dem die FDP hofft, damit ihre Klientel bewegen zu können, sich mit ihr wieder zu versöhnen, zeigt, wie weltfremd die Liberalen geworden sind – ein Freidemokrat fährt nicht in die Stadt, um sich einen Döner zu kaufen. Kostenloses Parken, was die Partei anstrebt, macht für ihn nur Sinn, wenn er Modeboutiquen a la Erwin Lindemann einkaufen sowie in Sternerestaurants essen kann. Während es von den Letztgenannten immer weniger zu geben scheint, schießen die Dönerläden wie Pilze aus dem Boden. Jedenfalls in Heilbronn, wo der Bürgermeister meint, die Stadt habe zu viele. Auch an Barbieren und Nagelstudios herrsche kein Mangel, was der Blog für seine Stadt nicht bestätigen kann – wer vom Bahnhof zum Markt läuft, muss auf dem ersten Teil der Strecke den Eindruck habe, Halles Männer müssen viel Zeit beim Barbier verbringen. Aus Zeitmangel lässt sich der Blog dort nicht mehr frisieren (sein neuer Barbier setzt immer den Azubi auf ihn an, was viel Zeit und Geld spart). Wer aber etwas auf sich hält, bleibt den Läden treu, auch der Gemütlichkeit wegen. Geschäfte gibt es in diesem Teil schon lange nicht mehr. Dunkel kann sich der Blog daran erinnern, dass er in unmittelbare Nähe seines früheren Stammbarbiers mal eine Jeans gekauft hat. Das ist aber schon lange her. Mit Ausnahme eines Buchladens vermisst er auch nichts. Es ist gemütlicher und vielfältiger geworden. Der kalte Chic des Eingangsbereichs ist schon nach wenigen Metern verflogen. Der Trend geht zurück in eine Zeit, in der ein Barbier in einer Oper mitspielen durfte. Es lebe der Sansculotte! Läden haben ausgedient.

PS: Folgen die Russen den Deutschen, die 1943 dachten, sie könnten deren Brückenkopf in Kursk einkreisen? Nun ist es genau umgekehrt.

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