Stiff upper lip – sowohl in „Black Bag“ als auch in Istanbul

Wenn der Blog nicht wüsste, welch haarsträubenden Meldungen der britische Geheimdienst über den Krieg in der Ukraine veröffentlicht hat (mit dem Resultat, dass man seit geraumer Zeit nichts mehr von ihm hört), dann würde er meinen, die goldenen Sechziger müssen zurück sein – natürlich ohne Michael Caine („Ipcress“ lief neulich bei ARTE), dafür aber mit Michael Fassbender, der natürlich auch eine Brille trägt und in puncto stiff upper lip Palmer ebenbürtig ist. Die Briten haben wieder einen Verräter in ihren Reihen. Man muss es wohl als Fortschritt ansehen, dass im Gegensatz zu früher diesmal auch Frauen verdächtigt werden, darunter auch seine eigene. Über Lehrerehepaare sagt man, sie seien langweilig und ein wenig verschroben. Solange nicht jemand auf die Idee kommt, uns vom Gegenteil zu überzeugen, müssen wir davon ausgehen, dass die Ehe zweier Agenten zu den spannendsten und aufregendsten Beziehungen, die man eingehen kann, gehört. Intrigen sorgen da nur für den letzten Kick. „Black Bag“ ist stiff upper lip pur, so wie man es heute in Istanbul erleben konnte – wenigstens hat man sich darauf einigen können, 1000 Gefangene auszutauschen. Mehr war vermutlich auch nicht drin, was sicherlich auch daran liegt, dass jeder glaubt, er würde besser als sein gegenüber pokern. Wäre der Blog 20 Jahre jünger und auf der rechten Seite des Dnjeprs leben, käme ihm die Option, die der Kreml auf den Tisch gelegt hat, nämlich über Gebietsabtretungen zu diskutieren, gelegen. 30 Tage Waffenstillstand bedeuten 30 Tage, die Selenskyj dafür nutzen würde, seine Truppen zu ordnen. Seine berüchtigten Werber würden versuchen, so viele Leute wie möglich in die Armee zu pressen. Ein Waffenstillstand, der mit dem Ziel abgeschlossen wird, die Russen zu stoppen oder gar Gebiete zurückzuerobern. Es ist ziemlich schwer, Leute dafür zu begeistern, für etwas zu kämpfen, was verloren scheint, zumal wenn der Gegner sich mit dem, was er hat, zufriedengibt. Ein gutes Blatt sieht anders aus. Vermutlich hätte es den Krieg nicht gegeben, wenn man sich über die Krim hätte einig werden können. Aus russischer Sicht macht es wenig Sinn, weiter vorzurücken. Es wartet nur verbrannte Erde. Ein offizieller Abtritt der Gebiet sowie Zahlungen für den Wiederaufbau aus den Fonds, die der Westen beschlagnahmt hat, wären dem Kreml lieber. Die 4 Musketiere und Selenskyj glauben jedoch, die Russen doch noch mittels Sanktionen in die Knie zu zwingen. Darum soll die Liste der Schiffe, die europäischen Häfen nicht mehr anlaufen können, weil sie Öl für die Russen transportiert haben, noch länger werden. Vielleicht erleben wir ja noch eine Seeblockade. Jene der Briten gegen die Deutschen, die erst nach der Unterzeichnung des Versailler Vertrags aufgehoben wurde, war verheerend. Zum Glück versorgen sich die Russen selbst – stiff upper lip.

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