Kherson – Russen sagen Schlacht ab

Es kommt immer anders, als man denkt – wegen der Hochrechnungen hatte sich der Blog heute darauf eingerichtet, zu titeln, „Opi ist nun eine lame Duck“. Jetzt sieht es so aus, als würden wir zwei haben, die, wenn Amerika Pech hat, in zwei Jahren wieder zur Wahl stehen. Zwei Verlierer sind aber allemal besser als ein strahlender Gewinner, denn mit dem gäbe es kaum Hoffnung auf einen spannenden Präsidentenwahlkampf. Es darf bezweifelt werden, ob Trump und Biden einsehen, dass sie ihrem Land nur im Wege stehen. Beide sollten sich ein Beispiel an den Russen nehmen, deren Generalstab beschlossen hat, die Schlacht um Kherson einfach abzusagen. „Russia kaputt“ titelt daraufhin der Guardian. Die russische Armeeführung scheint das anders zu sehen – Kherson ist nicht Stalingrad, das damals unter allen Umständen gehalten werden musste. Das wirft natürlich die Frage auf, wo die Befehlshaber das Stoppschild aufstellen werden. Angesichts der Nähe zur Krim ist es durchaus möglich, dass Putin ihnen die Entscheidung abnehmen wird bzw. sie bereits wissen, ab welcher Stelle es kein zurück mehr gibt. Trotz der hohen Verluste (die interessieren kaum jemanden, daher nur der Information halber – in Kherson sollen sie 8 bis 9 mal so hoch wie die russischen sein, alleine im Oktober hätten sie 12.000 Mann verloren) werden die Ukrainer, koste es, was es wolle, austesten, ob Russland bereit ist, weitere russische Gebiete (das Ergebnis des Referendums hat der Kreml ja anerkannt) aufzugeben. Es heißt, mit den 9.700 Soldaten, die in Kherson freigesetzt würden, könne man an andere Stelle eine Offensive durchführen. Da bei den Ukrainern auch Kräfte freiwerden, dürfte es auf der linken Seite des Dnjeprs recht eng werden. Nach der Logik des bisherigen Kriegsgeschehens müssten die Russen eine neue Front aufmachen, um in Donezk voranzukommen. Belorussland wird sich hüten, noch einmal als Aufmarschgebiet für einen russischen Angriff zu dienen. Da weitere Optionen nicht existieren, müsste man etwas richtig Verwegenes, wie bspw. eine Landung im Süden Odessas, wagen, um Kräfte zu binden, so dass man wenigstens die beiden abtrünnigen Republiken vollständig „befreien“ kann (die Getreideschiffe können dabei durchaus hilfreich sein). In den schwer befestigten Gebieten des Donezk wird es nun noch schwerer, voranzukommen, denn die Ukrainer können dort nun alles hineinstellen, was sie zur Verfügung haben. Vielleicht haben die Russen noch ein Ass im Ärmel.

Es hat durchaus Tradition bei russischen Militär, dem Gegner eine Schlacht zu versagen. Kutusow hat lange gezögert, bevor er Napoleon in Borodino entgegentrat.

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