Wenigstens geht Sane nicht zu den Bayern

Was ist nur aus dem Fußball geworden, wenn die Fans inständig hoffen, die verrückten Engländer sollen das vielversprechendste Talent ihres Lieblingsklub endlich für eine Rekordablösesumme unter Vertrag nehmen? Wenigstens denkt einer, nämlich ich, so, und da nirgendwo zu lesen ist, dass aufgebrachte Fans wegen des Deals den Rücktritt des Schalkes Neumanagers Heidel gefordert haben (vor 15 Jahren war das noch Usus), habe ich mir nicht die Mühe zu machen brauchen, die Foren zu durchforsten – den Tränen nah darüber, dass Sane den Klub verlassen hat, ist jedenfalls niemand, ja die Genugtuung ist groß, dass wegen des Weggangs Gardiolas, unter dem Sane unbedingt arbeiten möchte, es den Bayern verwehrt geblieben ist, mit seinen Beratern auszumachen, ihn im nächsten Jahr für eine festgeschriebene Ablösesumme zu holen, die weit unter den kolportierten 48 Mill. €, die nun peu à peu fällig werden, liegen soll. Was liegt da näher, als zu behaupten, der große Verlierer ist Bayern München, der sicherlich hoffte, mittels dieses bewährten Prinzips relativ früh die Nachfolge der Altstars regeln zu können (Ribery und Robben werden nicht jünger). Die berühmt-berüchtigte Masche, mit der die Roten über Jahre ihren Konkurrenten deren besten Spieler preisgünstig abgeluchst haben, hat diesmal nicht funktioniert. Insofern hat Sane dafür gesorgt, dass die Bundesliga wieder eine wenig aufregender wird. Was muss passieren, damit ich mich über einen Wechsel eines Talents ärgere? Da passiert in erster Linie dann, wenn ich das Gefühl habe, dessen Verkauf würde die Mannschaft weit zurückwerfen. Vermutlich wäre das in einem Jahr, wenn Schalke mit Sane die Meisterschaft knapp verpasst hätte, der Fall gewesen. Macht der Fall Sane Schule, haben Klubs überhaupt keine Chance mehr, in derartige Situationen zu kommen, was natürlich jammerschade für deren Fans ist. Natürlich könnte ich nun fordern, die Ablösesummen, die so unanständig hoch sind, dass sich der gemeine Fan (mich eingeschlossen) strafbar macht, wenn er sich ein Spiel im Fernsehen anschaut oder gar ins Stadion geht. Da es ein Mittel gibt, die großen Klubs mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, habe ich mir bis auf Weiteres erst einmal selbst verziehen – ich werde weiterhin ab und zu gucken (immer dann, wenn Schalke gewinnt). Lange Rede, kurzer Sinn – um aufstrebende Klubs konkurrenzfähiger zu machen, halte ich es für angebracht, erst ab einem bestimmten Alter den Spielern zu erlauben, feste Ablösebeträge zu vereinbaren. Hätte Sane erst in drei Jahren für einen festen Betrag den Verein verlassen könne, wäre er mit Sicherheit noch auf Schalke. Vermutlich müsste es noch weitere Maßnahmen geben, um die Macht der großen Klub, die wie Feudalherren die Szene beherrschen (wir müssen uns den heutigen Fußball als Ritterturnier, an dem nur ausgesuchte Adlige teilnehmen dürfen, vorstellen), einzuschränken.

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