Da es mir gestern überhaupt nicht gepasst hat, den ersten richtig kalten Tag nach Monaten erleben zu dürfen, sollte ich mich eigentlich nicht darüber mokieren, wenn ein russischer Kapitän eines Atomeisbrechers schlussfolgert, man müsse daraus Nutzen ziehen, dass die raue Arktis in den letzten freundlich Jahren zur Industrie gewesen sei, geschweige ihn als Ahab der Arktis titulieren, dem Weiß, das er Tag ein und aus sieht, so verhasst geworden ist, dass es ihn nicht zu stören scheint, wenn die Nordpolregion ein wenig mediterranen Touch abbekommen würde, vermutlich nur bis zum einem Grad, der ihm nicht den Job auf seiner kuscheligen Kommandobrücke kostet. Mit Ausnahme der Glatze, die er wohl dem ständigen Tragen einer Mütze verdankt, lässt in der Tat nichts darauf schließen, dass hier ein Mann spricht, der sich an der Arktis rächen will. Ein Ahab im Sinne Melvilles ist Skryabin aber trotzdem – wer hoch oben tagtäglich behaglich durchs meterdicke Eis pflügt, dem bleibt gar nichts anderes übrig, als zu glauben, man könne mit den Folgen leben, ja sogar Vorteile daraus ziehen. Diese Erfahrung hat ihn dazu gemacht. Da selbst der stolze Besitzer eines Elektroautos, der glaubt, über den Stinkern und Russern zu stehen, mindestens 150.000 km fahren muss, um wirklich behaupten zu können, klimaneutral unterwegs zu sein, relativieren sich dessen Vorstellungen. (Aber wenigstens hat der E-Autofahrer die Chance, seinen Ahab-Status abzulegen.) Im normalen Leben würde Skryabin nur Schlagzeilen machen, wenn sein Boot in der Obmündung auf Grund liefe oder gar der Reaktor explodierte. Zum Ahab wurde er, weil er seine Meinung gegenüber jemanden äußerte, über den der Blog schrieb, er müsse Umweltzar werden, um wirklich als großer Politiker in die Geschichte einzugehen. Danach sieht es aber wirklich nicht aus – der Auftritt lässt eher einen Apparatschik vermuten. Die zeichnen sich durch bestimmte Fragesmuster aus. Beispielsweise fragen sich nach Dingen, über die alle Welt schon längst informiert ist. Das erweckt den Eindruck, als wäre das Interesse geheuchelt. In Wirklichkeit ist es aber Zweifel bzw. die Weigerung, die Situation so einzuschätzen, wie sie ist. Es lässt darauf schließen, dass der Mann in einem Umfeld lebt, das den Klimawandel nicht sonderlich ernst nimmt. Und der Apparatschik weiß genau, wann es Zeit ist, zu unterbrechen, um zu beweisen, dass seine Politik die einzig Richtige ist. Für die Arktis sieht es nicht gut aus – dank der Ahabs und Apparatschiks geht die Ausbeutung deren Bodenschätze geht. Und Elektroautos können ihr auch nicht helfen, zumal wenn Teile aus dem Gebiet kommen (Nickel).
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