Kreuzer „Moskau“ – wieso ist er ausgelaufen?

Entscheidet die Marine über Putins Zukunft? Anders als bei der letzten Katastrophe, als man das katastrophale Krisenmanagement des Novizen Putin nach dem Untergang der „Kursk“ noch mit dessen Unerfahrenheit begründen konnte (um der Welt nicht einzugestehen, dass deren U-Rettungsboote nicht in der Lage sind, die Besatzung herauszuholen, hat man die Hilfe aus dem Westen erst angenommen, als es zu spät war), ist er diesmal für das Desaster voll verantwortlich – wie konnte der Kreuzer „Moskau“ verlorengehen? Es gibt zwei Erklärungen, die beide den Kreml nicht gut aussehen lassen. Sollten die Ukrainer das Schiff versenkt haben, spricht dies nicht für eine gute Ausbildung der Mannschaft – wegen der hohen Kosten, die der Größe des Schiffs geschuldet sind, ist anzunehmen, dass man auf die eine oder andere Übungsfahrt verzichtet hat, auch um die alten Systeme, die sich nur schwer ersetzen lassen, nicht unnötig zu strapazieren. Alleine schon wegen wegen der Anfälligkeit des Schiffs – man hat davon abgesehen, die „Moskau“ mit einer Feuerlöschanlage nachzurüsten – hätte es Sinn gemacht, so oft wie nur möglich auf See die Abläufe im Falle eines Angriffs zu üben. Den Dinosaurier hätte die Marine darum lieber in Sewastopol gelassen. Angesichts eines Abschusses einer ukrainischen Drohen türkischer Bauart durch eine Fregatte muss man davon ausgegangen sein, dass aufgrund dessen Kampfkraft dem Kreuzer „Moskau“ erst recht nicht passieren würde. Wegen dieser mutmaßlichen Mängel und Fehleinschätzungen dürfte die zweite Erklärung den Russen besser gefallen – an Bord des Schiffs hat es eine Explosion, für die ein oder mehrere Saboteure verantwortlich sind (Stichwort „Vigil“), gegeben. Das wäre zweifellos die beste Variante für das Prestige der Marine, mit dem Nachteil, dass nun jeder, der 2014 von der ukrainischen in die russische Flotte wechselte, verdächtig ist. Da keine Seite außer der Ukraine Raketen ausgemacht hat (selbst die USA wissen nichts davon), spricht alles für eine Explosion. Dieses Narrativ würde mehr Putin als der Flotte schaden – schon einmal ist ein Flaggschiff der Schwarzmeerflotte explodiert. Ein halbes Jahr später dankte Nikolaus II. ab. Mit dem letzten Zaren scheint er dessen Weltfremdheit zu teilen. Während sich aber Nikolaus sich für gar nichts interessierte, hat der Blog bei Putin den Eindruck, als würde ihm die Einsicht fehlen, dass seine Politik Russland ruinieren könnte. Wichtig wird sein, wie der Kreml mit dem Verlust umgeht. Wird er die getöteten und vermissten Seeleute würdigen? Wird man den Untergang erklären? Sollte man den Tod der Matrosen als notwendiges Übel ansehen, könnte es schnell mit der Unterstützung für den Krieg vorbei sein.

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