Mother – oder wie gut, dass es soziale Netzwerke gibt, wo jeder, der in der Lage ist, den Zeitgeschmack zu treffen, dank genialer Erfindungen wie Likes und Follower mühelos berühmt werden kann, ohne dafür viel Privates von sich geben zu müssen. Früher, als es noch keine Netze gab, war es wesentlich anstrengender, Fans, die einen anhimmeln, zu gewinnen, was für Leute, die sich den neuen Medien verweigern, heute auch noch der Fall ist. So für Him, der als Poet nicht nur in einem Metier, wo die Chance, dass ein Gedicht von jemanden gelesen wird, gegen Null tendiert, arbeitet, sondern sich auch noch weigert, die neuen Formen der Anerkennung zu akzeptieren. Stattdessen freut er sich über jeden, der mal etwas von ihm gehört hat, ja vergöttert seine Leser oder Anhänger genauso wie diese ihn. Da kann es schon einmal passieren, dass ein Unbekannter in seinem Haus übernachten darf, weil er sich als Bewunderer seiner Werke ausgibt. Mother, seine Frau, eigentlich gar keine Mutter ist, mag das gar nicht, jedoch bekommt sie nicht mit, dass sie mit einer tickenden Zeitbombe verheiratet ist. Als Zuschauer ahnt man, dass mit ihm nicht etwas stimmt, jedoch schafft es Aronofsky, uns zu täuschen. Bei mir hat er es jedenfalls geschafft, wofür er sich zum größten Teil bei Michelle Pfeiffer bedanken muss – sie gibt eine zeitgenössische Lauren Bacall, sprich sie drückt sich nicht so gewählt wie das Original aus. Das ist auch fast schon das Einzige, was beide unterscheidet. Sie ärgert sich über das naive Ding Mother so sehr, dass sie Mother verachtet. Dabei ist sie doch eine Frau, von der die Männer zu träumen – häuslich und sexy. Und wer hätte schon gedacht, dass Jennifer Lawrence eine Hausfrau, an der es nichts zu mäkeln gibt (da sie abgelenkt wurde, zählt das Gericht, das auf dem Herd verbrannte, nicht), sein könnte? Besser geht es wirklich nicht. Mother ist der einzige Charakter im Stück, die jede Minute sympathisch ist, und das auch dann, wenn sie dann ihren großen Auftritt. Die Männer fallen ihm Film deutlich ab. Schon nach geraumer Zeit habe ich mich gefragt, was Mother an Him, den Bardem spielt, findet. Er ist halt berühmt. Und er schreibt Gedichte, die zu Tränen rühren. Gern hätte ich gewusst, ob ich ebenfalls nahe am Wasser gestanden hätte. Vielleicht lüftet Lawrence das Geheimnis bei der nächsten Oscar-Verleihung. Und wenn es nicht reicht, um auf die Bühne gebeten zu werden, muss Pfeiffer den Text aufsagen.
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