Was man am 1. Mai so alles machen kann

Der 1. Mai – einer der wenigen Feiertage, an denen alles geht, darum dieser von den meisten sehr geschätzt wird, auch weil er als stressfreier Tag gilt. Früher war das natürlich noch ganz anders – damals bestand der Stress darin, sich zum richtigen Zeitpunkt von der Maidemonstration zur verdrücken. Zu früh zu gehen konnte missverstanden werden, bis zum Ende mitzulaufen wollte man jedoch auch nicht. Die Zeiten sind längst vorbei – heute demonstriert kaum noch jemand, was den einen oder anderen Altgewerkschaftler und -Kommunisten Tränen in die Augen treiben dürfte. Dass das Marschieren am 1. Mai nicht so populär wie das Sitzen unterm Tannenabend am Heiligabend wurde, liegt an den Erfolgen, die die Gewerkschaften in ihren Glanzzeiten erzielten. Die Christen haben da eine andere Strategie – Weihnachten funktioniert so gut, weil es nicht satt macht. Spätestens in der Vorweihnachtszeit wird der Hunger nach dessen, was das Fest mit sich bringt, entfacht. Vermutlich würden wir den 1. Mai heute noch auf traditionelle Art und Weise begehen, wenn früher den Leuten mehr geboten worden wäre, bspw. Freibier oder tolles Essen. Aber der Blog will nicht klagen. Es gibt so viele Möglichkeiten. Man kann z.B. in den Harz fahren, um die Walpurgisnacht, die ja in den ersten Tag des Mais hineingeht, zu feiern. In Bayern kann man die Leute beim Stehlen des Maibaums beobachten (um nicht enttäuscht zu werden, empfiehlt sich, vorher die Regeln zu studieren – dem Blog wäre das zu langweilig). Oder man fährt in Städte, in denen man sich mit der Polizei raufen kann. In diesem Jahr scheinen jedoch die Krawalle auszufallen (liegt vermutlich an der Gentrifizierung der Krawall-Stadtteile). Etwas Spezielles hat Moskau sich für seine Einwohner und Gäste einfallen lassen – da kann man ab Morgen sich erbeutetes Militärgerät, vornehmlich aus dem Westen, anschauen. Fast alle Waffen sind intakt. Die große Ausnahme sind die Abrams – den gibt es nur in der ausgebrannten Version (lt. russischer Blogger wird der gerade zum Ausstellungsgelände gefahren). Im Augenblick scheinen die Russen voranzukommen, was sie vor allem den Fehlern, die die Ukrainer und deren westliche Berater gemacht haben, verdanken (siehe alte Beiträge über die sinnlose Offensive). Keiner hat Lust, sich verheizen zu lassen. Was vor ungefähr mehr als einem Jahr, als Putin verkündete, der Donbass samt Kherson gehörten zu Russland, als töricht und anmaßend erschien, stellt sich nun als klug heraus – vielen sehen nicht ein, ihr Leben für dieses Gebiet zu opfern. Der Kreml täte gut daran, die Grenze nicht zu überschreiten. Ein Vordringen tief ins Hinterland würde wohl eine neue Welle des Patriotismus hervorrufen. Die kann Moskau überhaupt nicht gebrauchen.

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