Was hat der German Way of Life zu bieten?

Ein Schelm, wer angesichts der Meldung, Euroland sei nun offiziell in einer Rezession sowie der Vorhersage, im nächsten Jahr würde dessen Wirtschaft noch stärker schrumpfen, beim Lesen des Artikeltitels, „Das Lexikon liegt falsch – Wissenschaft kann auch Religion sein“, sofort der Meinung ist, es könne sich nur um die Wirtschaftswissenschaften handeln, denn die Maßnahmen (Stichwort Austerity), die es auf Ratschlag vieler WiWiler (vermutlich ausnahmslos alles Austoritäer) immer noch umzusetzen gilt, haben erst diese Misere hervorgerufen. Und seit geraumer Zeit wissen wir, dass sie keineswegs „alternativlos“ sind (gestern hat ein Banker geäußert, in Griechenland sei man mit dem Sparen weit über das Ziel hinausgeschossen). Wider Erwarten fällt der Autor aber nicht über die WiWi her, sondern er scheint sich wirklich mit der Religion auseinanderzusetzen (ich habe die ersten beiden Absätze nur flüchtig gelesen; Link rein der Information wegen).

Wer wissen will, wie schwer die Krise für Deutschland wird, muss sich bis Silvester gedulden – da hält Merkel ihre Neujahresansprache (der Blog wird selbstverständlich wieder berichten), und fällt der bei solchen Anlässen obligatorische Standardsatz „wir werden gestärkt aus der Krise hervorgehen“ nicht, fürchtet sie, die Opposition könnte sich über ihre Aussage im Wahlkampf lustig machen. Mit anderen Worten – sie glaubt, die Lage wird sich verschlechtern, was aber nicht automatisch bedeutet, dass Deutschland am Ende der Krise, sofern diese überhaupt noch überwunden werden kann, nicht als absolute Nummer Eins in Europa dasteht. Zieht dann der „German Way of Life“ die Europäer in seinen Bann?

Die USA haben ja nach dem 2. Weltkrieg vorgemacht, dass dies geht – dank ihrer GIs, die den „American Way of Life“ nach Europa brachten. Was hat aber der „German Way of Life“ zu bieten? Nun, der ist in erster Linie so teuer, dass die Produkte, für die er steht, für viele Menschen unerschwinglich sind. Natürlich hat er auch preiswerte Sachen im Angebot – ich denke in ersten Linie an Lebensmittel wie Thüringer Klöße oder Dresdner Stollen –, jedoch gewinnt man damit nicht die Massen. Die Amerikaner hatten es da mit ihren Kaugummis wesentlich leichter. Die wollte jeder haben. Die Kultur scheint mir ebenfalls nicht massen-kompatibel zu sein – für klassische Musik interessieren sich nur noch wenige Menschen (leider), deutsche Schriftsteller schreiben nur für Intellektuelle (mir fällt jedenfalls kein Weltliteraturhit der jüngeren Vergangenheit ein, zudem kann ich gut verstehen, dass sich Zahl derer, die „Die Buddenbrooks“ lesen, in Grenzen hält), ferner sind die Filme nur etwas für Leute, die am Tag so viel Spaß haben, dass sie als Ausgleich abends unbedingt etwas Todernstes sehen müssen (gibt es sonst nirgendwo). Im Bereich Kultur hatten die Amis, als sie in der Normandie landeten, Aufregenderes zu bieten, als die Deutschen, die, natürlich rein zufällig, nach der Vorherrschaft greifen, heute imstande sind (neudeutsch – die Amis waren besser „aufgestellt“).

Kann man wenigstens mit der schwäbischen Hausfrau, die eigentlich gar keine typisch deutsche ist, punkten? Vermutlich nur bei jüngeren Menschen. Ältere kennen noch Doris Day, Und natürlich die KitchenAid. Mit der schwäbischen Hausfrau, von der sie den Eindruck haben, dass sie gänzlich ohne elektrische Geräte (vom Kühlschrank mal abgesehen) auskommen müsse, können sie nicht viel anfangen – sie würde alles mit der Hand machen, und nicht wenige glauben, sie halte auch noch Ziegen, die sie per Hand melken würde, während ihr Mann bei Mercedes daran forsche, dass Geräusch beim Schließen der Türen wohlklingender zu machen. (Es gibt sicherlich wichtigere Aufgaben im Fahrzeugbau, aber leider kam mir nur der Bericht über eine Frau, die bei VW daran tüftelt, einen angenehmeren Ton zu erzeugen, in den Sinn. Ich bitte, meine Unwissenheit zu entschuldigen.) Und natürlich ist die Familie autark. Selbst den Strom erzeugt sie selber.

Wundert sich da noch jemand, warum die Grünen im „Ländle“ so populär sind?

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