Vom Ehrgefühl gepackt

Da es heißt, „frage nicht, was dein Land für dich tun kann – frage, was du für dein Land tun kannst“, habe ich mich angesichts der Einschätzung zweier Russinnen (da ich keine persönlich kenne, muss mein Ehrgefühl, von dem ich bisher dachte, ich hätte es nicht, deren Beflissenheit für die Kunst sowie Putin hervorgerufen haben), die die europäische Männlichkeit aufgrund des Verhaltens des starken Geschlechts während der Randale zu Silvester in in einer Krise sehen, notgedrungen entschlossen, Flagge zu zeigen. Wie kann ich das besser, als mich jeden Tag vor einer neuen Unterkunft für Migranten sehen zu lassen? Ganz in meiner Nähe ist eine eröffnet worden. Ganz ohne Tamtam, also ohne Proteste aufgebrachter Bürger, die von der Polizei daran gehindert werden müssen, das Gebäude zu stürmen. Die Behörden lassen es ebenfalls ziemlich langsam angehen – statt sofort in jede Wohnungen 6 bis 8 Leute zu stopfen, scheint die Belegung allmählich zu erfolgen, so dass die Leute erst merken, wer da wohnt, wenn der Block voll belegt ist. Das ist natürlich sehr clever. Für mich es ist auch besser, denn damit habe ich mehr Zeit, mich in Kampfstimmung zu bringen. Zu Zeiten, in denen nur Deutsche darin wohnten, war zu Silvester das eine Ende des Hauses ein heißes Pflaster – aus dem achten oder neunten Stock nahmen völlig durchgedrehte Kinder alles unter Beschuss, was sich unter ihnen bewegte. Wer es da hindurch schaffte, war für jeden Einsatzes der Bundeswehr im Ausland verwendbar. Da das Gebäude seit einiger Zeit leersteht, bin ich aus der Übung geraten. Nun aber habe ich die Gelegenheit, mich wieder in Schwung zu bringen. Wichtig ist, sich nicht entmutigen zu lassen. Ein kühler Kopf ist jetzt angesagt, den zu behalten in diesen hitzigen Zeiten nicht so ganz einfach ist. Ein Zettel, angebracht am Eingang eines Einkaufszentrums einer Handelskette, in englischer Sprache, auf dem steht, dass Leute ihr Gepäck am Info-Schalter gleich hinter den Drehkreuzen abgeben müssen, um hineinzugelangen (am Sonnabend war das der Fall), kann bspw. bei sehr ängstlichen Menschen dazu führen, dass sie nicht mehr ihre Fenster öffnen, immer die Rollos unten haben und ständig darauf achten, dass der Klodeckel unten ist. (Dort würde ein Flashmob Sinn machen – die Kunden müssten das Zentrum über den Hintereingang betreten, wenn 50 Leute sich entschließen sollten, je zwei Koffer am Schalter abzugeben. Wenigstens müsste man von der Leitung fordern, die Aufforderung auch in deutscher Sprache anzuhängen.) Wer das Ansehen dieses Landes bei den Russinnen verbessern will, darf sich von derartigen Lappalien nicht ablenken lassen. Ich trainiere natürlich weiter. Schließlich gibt es ja viele Möglichkeiten, zu verbergen, wo man wohnt. (Ich gebe aber zu, dass ich eher unser Straßenschild abmontieren würde, als die Adresse im Blog zu löschen. Jeder hat eben so seine Eigenheiten.)

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