Mag Tarantino Colombo? Wenn ja, scheint sich dessen Verehrung für den Meisterdetektiv, der im Gegensatz zu den Charakteren, die T auf die Leinwand zu bringen pflegt, Pazifist ist (nach zig Filmen bin ich zur Überzeugung gelangt, dass er kein (spritzendes) Blut sehen kann), leider nur auf den Vorspann – wer die Absicht hat, in seinen neuesten Film zu gehen, sollte vorher unbedingt um 18:45 Uhr ZDF Neo anschalten (außer sonntags). Im Kino wird er feststellen, dass Tarantino mächtig abgekupfert hat, und da er das richtig gut macht (er ist eben ein Beltracchi des Films), dauert es eine Weile, bis die dank eines brillanten Beginns emporschießende Euphorie (T hat mitten ins Herz getroffen), womöglich ein außergewöhnliches Werk erleben zu dürfen, verflogen ist. Was er in fünf Minuten aufbaut, reißt er in den kommenden Minuten peu a peu wieder ein. Spätestens beim Rückblick in „Minnie’s Miederwarenladen“ ist der Kredit aufgebraucht. Da sind wir bereits im Kapitel sechs. Nur eines folgt noch. Dann ist alles überstanden. Am Ende war ich nur noch genervt von dessen Manie, seine Protagonisten immer im Blut ertränken zu müssen (er macht nur eine Ausnahme). Selbst das Vergiften (lt. meiner Recherche hat T sich entschieden, Arsen zu verwenden) geht nicht ohne dem literweisen Ausstoß der Körperflüssigkeit. Dabei gibt es viele andere Möglichkeiten, jemanden aus dem Weg zu räumen, ohne dass die Anwesenden sofort merken, was passiert sein könnte. Statt eben zu einer Methode, die der Situation angemessen ist, zu greifen, setzt T auf jene, die am spektakulärsten ist. Reine Effekthascherei, was T da treibt. Komischerweise haben mich diese Szenen nicht im geringsten aufgewühlt, woraus ich schließe, meine Gehirn muss diese Bilder als Kitsch eingestuft haben. Vielleicht wäre das noch erträglich, wenn T sich entschlossen hätte, einen Film ohne Ton zu produzieren. Ohne Dialog wäre der Film wahrscheinlich richtig gut. Um mitzubekommen, um was es geht, müsste unten ein Band mit dem Text laufen. Stattdessen bietet uns T Dialoge, die weder Fisch noch Fleisch sind (also weder ernsthaft noch witzig), an. Da jeder recht läppisch daherredet, kommt schnell der Eindruck auf, gelangweilte Amerikaner, vielleicht Topmanager, haben sich zusammengefunden, um in den tief verschneiten Rocky Mountains ein Wochenend-Abenteuer, das man nicht im Reisebüro buchen kann, zu erleben (der Kick liegt darin, nicht zu wissen, ob man wieder nach Hause kommen wird). Vermutlich wäre es ehrlicher gewesen, den Film in die heutige Zeit zu verlegen – Leute, die den ultimativen Adrenalinschub suchen und sich daher auf eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert begeben, in dem es kein Verbrechen ist, auf Menschen zu schießen, solange ihnen nicht hinterrücks auflauert. In der hätten wir auf Lincoln und den Bürgerkrieg verzichten müssen. Stattdessen ist T nun ein politischer Filmemacher. Ich bin gespannt, wie weit er es noch mit dieser Methode schafft. Vielleicht erklärt man ihn nach seinem nächsten Film zu einem Jünger Christi.
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