Sind Professoren abgehoben?

Was für ein Tag – während die Partei „Die Linke“ einen ihrer Vertreter („Bodo rehabilitiert Bodo“ Ramelow hat es wirklich geschafft) ins Ministerpräsidentenamt hieven konnte, beschäftige ich mich seit gestern mit dem Gedanken, ob ich den hiesigen Landesverband der CDU darüber informiere, für den Fall, dass sich die Situation, die Thüringen erlebt hat, in SA wiederholen sollte, als Gegenkandidaten zur Verfügung zu stehen. Leider schaffe ich es bis zu den nächsten Landtagswahlen, die im Frühjahr 2016 stattfinden, nicht mehr, Rektor einer Uni zu werden. Das würde meine Chancen ungemein erhöhen. So bin ich ziemlich chancenlos. Bis dahin ist es noch eine Weile hin. Würde der Mann, der mich, wenn ich Rektor und die Lage ähnlich wäre, vorschlüge, sich überhaupt trauen, mich ins Rennen zu schicken? Da dann ein linker Ministerpräsident nicht mehr etwas Außergewöhnliches wäre, müsste diese Person fürchten, von den Medien zerrissen zu werden. Mohring, der, wäre Ramelow im zweiten Wahlgang durchgefallen, Dicke, der gerade sein Amt als Rektor in Jena aufgegeben hat, für die CDU hätte antreten lassen, ist dieses Schicksal erspart geblieben – niemand fragt an, wie es möglich sein kann, jemanden, der nie in der Politik gearbeitet hat, demnach auch nicht im Wahlkampf als Kandidat in Erscheinung getreten ist, als Bewerber für den Posten aufzubieten. Ist das nicht ein Betrug am Wähler? Thüringen hätte einen Ministerpräsidenten haben können, der am Wahltag sich selbst hätte nicht vorstellen können, mal für den Posten in Frage zu kommen. Mein Demokratieverständnis sagt mir, dass Dicke den Vorschlag Mohrings hätte ablehnen müssen. Selbst ein Politikwissenschaftler (Oppelland sagte sinngemäß, wer einen Bienenschwarm (die Uni) unter Kontrolle habe, könne auch das Land führen) fand es völlig normal, jemanden in Wahlarena zu schicken, der sich der Landtagswahl nicht gestellt hatte, zudem wenige Stunden zuvor erst verkünden ließ, das Angebot annehmen zu wollen. Über dessen Meinung bin ich jetzt noch perplex. Angesichts dieser Kritiklosigkeit bin ich geneigt, zu denken, die Professoren müssen die neuen Banker sein.

Es ist Zeit, Abschied vom Guardian zu nehmen. Deren neugestaltete Kulturseite hat mich gestern kurzzeitig erblinden lassen. Nachdem ich den Schock überstanden hatte, habe ich Schnappschüsse jener Seiten, deren Aussehen noch nicht verändert wurde, gemacht. Die alte Comment-Seite habe ich auf auf PDF. Als Andenken an die Zeit, in der alles auf einem Blick zu erkennen war, das Suchen und Stöbern Spaß gemacht hat, die Artikel übersichtlich, jedoch nie für das Auge ermattend, angeordnet waren. Vier bzw. drei Spalten, bestens gefüllt mit Informationen, die gut lesbar sind, ermöglichen einen schnellen Überblick. Dank zweier Themenleisten ist man schnell im gewünschten Bereich. Damit ist nun Schluss. Dank der farbigen Kästen ist es nun wesentlich zeitaufwendiger, dahin zu gelangen, wo man hin möchte. Wenigstens ist dafür gesorgt, dass alte Beiträge gefunden werden können (indem man links auf die Kategorie wie reviews klickt). Es ist nur ziemlich anstrengend. Die Farben nerven. Da die Fenster in Reih und Glied angeordnet sind (seit wann mag der Guardian die Preußen?), macht das Suchen überhaupt keinen Spaß. Die einheitliche Beschriftung ist monoton. Mich würden nicht wundern, wenn die Zeitung ihr neues Konzept bald aufgibt. Oder sie findet einen Weg, der es ermöglicht, die alte Ausgabe aufrechtzuerhalten. Nichtsdestoweniger bleibt dann immer noch die Frage, ob die heutigen Designer überhaupt wissen, dass sie Mist produzieren. Sie wollen unbedingt eine neue Lesekultur etablieren. Die alte geht bei diesem Blödsinn mit Sicherheit den Bach hinunter.

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