Der Computerbildschirm groß im Kino – was bei „Searching“ dank eines Plots, der subtiler und raffinierter nicht sein kann, funktioniert, wird wohl nicht dazu führen, dass nun eine ganze Schwemme Filme zu sehen sein werden, in denen praktisch zwei „Leinwände“, nämlich eines im Kino und das auf dem Schirm, verwendet werden. Obwohl der erste Film des neuen Genres mehr als geglückt, ist, wird wegen der enormen Fertigkeiten, die an die Macher dieser Art des Filmens gestellt werden, „Searching“ wohl eine Ausnahme bleiben. Vermutlich schafft auch nur jemand, der mal bei Google gearbeitet hat, es, Zuschauer dazu zu bringen, sich anschauen, wie sich der Held im Netz in die Accounts der Internetinstitutionen, die eine Jugendliche zu besuchen pflegt, zu klicken, um nach Hinweisen zu suchen, die es der Polizei ermöglichen, seine Tochter, die er als vermisst gemeldet hat, zu finden. Dass nicht diese, sondern jene Szenen, die man zur Genüge aus Hollywood kennt, nämlich wenn im Fernsehen während der Nachrichten über ein Ereignis (vom Weltuntergang bis hin zum einem gewöhnlichen Mord kann das alles sein) berichtet wird, weniger aufregend sind (manchmal fand ich sie auch störend, was wohl an den Sprecherinnen, die im Gegensatz zu den Blockbustern nur das örtliche Fernseh- bzw. Internetpublikum ansprechen, gelegen haben könnte), überrascht schon.
Dass es auch ohne „Searching“, in diesem Fall der Suche nach der Variante, die den Menschen die größten Vorteile bietet, geht, hat Labour, das nur abzuwarten brauchte, bis May sich selbst zur Mumie eingewickelt hat, gezeigt – mit überwältigender Mehrheit haben die Delegierten beschlossen, noch einmal das Volk wegen des Brexits abstimmen zu lassen, und das womöglich gar mit der Option, für einen Verbleib stimmen zu dürfen. Über was letztendlich die Briten entscheiden dürfen hängt vom Ergebnis, das May mit der EU erreicht, ab. Genaues weiß man jedoch noch nicht. Der verhinderten Thatcher-Nachfolgerin, die unbedingt die Trennung vom Kontinent will, bleibt nun nichts anderes übrig, als durchzuregieren, aber nicht in dem Sinne Merkels, die darunter versteht, endlich das tun zu können, was sie will (wer hätte gedacht, dass Volker Kauder so wichtig für die Partei ist?). Da Labours neue Haltung May es unmöglich macht, Neuwahlen anzusetzen (die würde sie nun verlieren), muss sie, um das Land unwiderruflich aus der EU zu führen, solange durchhalten, bis eine Rückkehr formal ausgeschlossen ist. Wäre ich Brite, würde ich 10 Pfund darauf setzen, dass sie es nicht schafft (sollte es diese Wettmöglichkeit geben, bedeutete dies den Untergang des anbietenden Wettbüros). Für Europa sind das gute Nachrichten. Sogar Putin darf sich freuen – wegen der Ablehnung der Schweizer Behörden, Abramowitsch in das sonst so löchrige Käseland einzubürgern (Sicherheitsbedenken und Rufschädigung wurden als Begründung genannt), darf er darauf hoffen, dass nun noch mehr Untergangs-Gewinnler als schon jetzt ihr Geld zurück zu Mütterchen Russland bringen werden. Ein Tag, an dem alle zufrieden sind, Trump, wie heute bei der UNO zu sehen ist, sogar über sich selbst lachen kann, wenn es auf seine Kosten geht. (Charly in Malibu würde sagen, er hat mitgelacht, als die anderen über ihn lachten.) Da sollte die Kanzlerin nicht beiseitestehen – mit ein wenig „Searching“ lassen sich doch am neuen Fraktionsvorsitzenden bestimmt auch gute Seite finden.
PS: Wann mit dem Schreiben aufhören – Bill Cosby muss ins Gefängnis.