Real zu oft im Fernsehen – wo bleibt die Abwechslung?

Hat Ihnen Béla Réthy am Ende des Spiels mit seiner Drohung, das Rückspiel am Dienstag können Sie nächsten Woche auch beim ZDF sehen, ebenfalls den schönen Abend versaut? Jeder Fußballfan, der sich weigert, die CL im Bezahlfernsehen vor dem eigenen Fernsehen oder in der Kneipe zu verfolgen, kennt Real dank der Auslosungen (was hat der Fußballgott nur gegen Deutsche?) besser als seine eigene Lieblingsmannschaft, sofern er deren Spiele aus der Ferne verfolgt. Wem dann noch egal ist, wer ins Finale kommt, kann an der Entscheidung, das zweite Spiel auch zu übertragen, nicht viel Gutes abgewinnen. Drei Spiele hätten erst einmal ausgereicht, zumal nach der heutigen Leistung der Bayern ein Weiterkommen der Königlichen durchaus möglich ist. (Nun besteht die Gefahr, dass das Zweite Real zum fünften Mal im Programm hat, und das jeweils immer 90. Minuten lang. Ein Albtraum für jeden, der den Fußball und die Abwechslung liebt.) Außer Ballbesitz nichts gewesen – gerade einmal hatten die Roten die Chance, mit mehr als nur der Spesenabrechnung nach München zurückzukehren. Fünf Minuten vor Schluss hatte Götze eine so freie Schussbahn, dass jeder den Ball im Netz gesehen hat, als er abzog. Irgendwie hat Casillas den Schuss aber irgendwie noch herausfischen können. Wenn geklappt hätte, wäre den Journalisten, die für die Titel verantwortlich sind, viel Arbeit erspart geblieben – „Bayern-Dusel“ hätte als Aufmacher den Spielverlauf gut umschrieben. Dass der Ball überhaupt zu Götze kam, grenzte an ein kleines Wunder. Drei Königliche brachten es nicht fertig, das Leder aus dem rechten Strafraumeck zu schlagen. Nutznießer der einzigen chaotischen Situation vor dem Tor Casillas war Müller, der reaktionsschnell den ehemaligen Dortmunder, der an der Fünfmeterlinie halbrechts stand, passte. Der hätte es eigentlich nicht besser machen können. Pech für ihn, dass er im Torwart seinen Meister fand. Real hatte die besseren Chancen. Während die Führung der Königlichen – Benzema brauchte den Ball, der ihn mit viel Glück erreichte (nicht alle Tage geht ein Eingabe von der linken Seite durch die Beine eines Innenverteidigers, Dante passierte dies), nur in die leere rechte Hälfte des Tores einzuschieben. Dann leistete sich Real bzw. Ronaldo den Luxus, zwei gute Chancen kläglich zu vergeben – einmal köpfte er freistehend direkt auf Neuer, dann haute er eine Eingabe des Torschützen völlig unbedrängt weit am Tor vorbei. Die Bayern hätten sich über einen höheren Rückstand nicht zu beklagen brauchen, zumal Real noch Chancen, die nicht so zwingend waren, hatte. Die zweite Halbzeit war ziemlich ausgeglichen. Die große Frage ist nun, was Guardiola sich gegen Reals Supersprinter, die beide nächste Woche wieder in Form sein sollten, einfallen lässt. Bei den schnell vorgetragenen Vorstößen des weißen Balletts, die meist aus Ballverlusten resultierten, sahen die Bayern oft nicht gut aus. Am Dienstag muss man dank keines Treffers versuchen, Real unter Druck zu setzen. Das ist genau die Spielweise, die Ronaldo, der übrigens den Tränen nah war, als er ausgewechselt wurde, und Bale mögen – das eröffnet ihnen Platz für schnelle Konter. Hätte ich Real nicht so oft gesehen, wäre ich schon jetzt darauf gespannt, zu verfolgen, wie Guardiola die Königlichen in die Knie zwingen will.

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