Das nenne ich Mut – ausgerechnet zu Ostern, der Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung Jesus‘, hat sich die ARD entschlossen, das Ambiente einer Sendung, von der ich bis Karfreitag gedacht habe, in diesem würde ein unterkühlter Sprecher (natürlich keiner der jetzigen) würdig das Ende der Welt verkünden (wie das ohne Wetterbericht funktionieren soll, weiß ich ehrlich gesagt nicht), völlig auf den Kopf zu stellen. Nun besteht sogar die Gefahr, dass die Welt ohne die Tagesschau untergeht. Für jene, die es betrifft, kann ich nur hoffen, dass sich noch jemand rechtzeitig an Nachrichten, die vor dem 18.04.2014 ausgestrahlt wurden, erinnert. Und dann dafür sorgt, dass die Sendung wieder original getreu ausgestrahlt wird. Wer genau um 20:00 Uhr einschaltet, kann dieses Untergangszenario schon heute für ein oder zwei Sekunden haben – es braucht nur wenig Phantasie, sich vorzustellen, es müsse sich bei der schwarz-grauen Masse, die kurz vor der Sendung erscheint, um ein Loch handelt, das einen in den Fernseher zieht. Wie lange sich diese spannende Vorstellung aufrecht erhalten lässt, weiß ich nicht. Nach drei Sendungen, so viele wie lange nicht, des neuen Formats fällt es mir immer noch nicht sonderlich schwer, mir das auszumalen.
Das liegt einzig und allein am neuen Design – sobald ich das erblicke, wünsche ich, mein Apparat hätte mich verschluckt. Der Terror der Bilder, dem wir ausgesetzt sind, hat nicht nur nicht vor der altehrwürdigen Tagesschau halt gemacht, sondern diese ist, dank des Geschmacks der ARD-Oberen, sogar zu einem Folterinstrument besonderer Güte geworden. Wie kann man nur auf die Idee kommen, den Hintergrund mit überdimensionalen Bildern, die von Nachricht zu Nachricht wechseln, zuzupflastern? Was nutzt mir es, wenn hinter dem Sprecher das Mount-Everest Massiv in einer Großaufnahme zu sehen ist? An Wanderwegen mag das Sinn machen – große Tafeln, die die Namen der Gipfel sowie deren Höhen anzeigen. Derartige Detailinformationen hätten auch auf des Bild gehört, was die Tagesschau anlässlich der Toten, die in der Nähe des Basislagers einer Lawinen zum Opfer fielen, zeigte. Mehr Platz bedeutet nicht unbedingt, dass der Zuschauer mehr erfährt. Die Aufnahme, die das Team der ARD im alten Studio gewählt hätte, wäre sicherlich wesentlich informativer gewesen. Da hätte es gehießen, sich auf das wesentliche und wichtige zu beschränken. Ein Bild vom Basislager oder der Gipfel selbst wären gezeigt worden. Und da direkt über und neben den Sprechern es eh keinen Sinn macht, etwas Wichtiges zu zeigen (es ist jetzt schon nicht einfach, sie auszumachen), ist kaum zu verstehen, warum hinter noch ein Foto sein muss.
Daher würde ich mich nicht wundern, sollte die alte Tagesschau bald ihre Auferstehung feiern. Zumindest werden das viele fordern. So schnell wie in der Bibel wird es aber nicht gehen. (Ich glaube, Jesus hat länger als 9 Stunden gelitten. Wegen der besseren Dramaturgie ist dessen Leiden in der Bibel verkürzt worden. Je kompakter, desto eindrucksvoller.) Die ARD hat nicht umsonst ein verlängertes Wochenende für die Umstellung gewählt. Zu Ostern pflegen nur die Kriegsgegner zu protestieren. Die nächsten Tagen werden zeigen, ob deren Kalkül, dass sich die Leute während der Feiertage ans neue Design gewöhnten werden, aufgehen wird. Ich bin skeptisch. Die nächste Petition (siehe Lanz) ist bestimmt schon in Arbeit.