Putin, der Sanfte (notgedrungen)

Verliert Putin den Sieg, den er Stunden zuvor in Sotschi eingetütet zu haben schien, als ihm der großer Wurf, mit dem nun wahrlich niemand gerechnet hatte, gelungen ist, nämlich für Idlib eine Lösung zu finden, mit der alle Beteiligten, selbst Assad, höchst zufrieden sein müssen? Zwar zeigt sich Putin gegenüber den Israelis, deren Angriff auf Latakia nur das Ziel hatte, die syrische Armee mit dem Ziel vorzuführen, Islamisten und Dschihadisten dazu anzustacheln, sich nicht von Erdogan einschränken zu lassen, auffallend versöhnlich, jedoch muss er innerlich vor Wut kochen, dass Bibi, der öfter nach Moskau kommt, um sich mit ihm zu abzustimmen, ihn angepinkelt hat. Es war nicht ganz koscher, was die Israelis da gemacht haben – erst eine Minute vor dem Angriff sollen sie die Russen über ihre Pläne informiert haben. Und dann sollen die vier Maschinen absichtlich noch auf der gleiche Höhe, auf der sich das russische Aufklärungsflugzeug befand, dessen Besatzung sich auf die Landung freute, geflogen sein. Dadurch waren sie für die Abwehr der Syrier unerreichbar. Auf die hatten sie es angeblich auch gar nicht abgesehen. Die Gleitbomben der Israelis wollten sie abschießen. Wie trotz Freund-Feind-Erkennung, die eigentlich verhindern soll, dass ein Flugzeug durch Friendly Fire abgeschossen wird, der Aufklärer getroffen wurde, werden uns die Russen, die im Gegensatz zu früher keine Problem zu haben scheinen, das Wrack zu bergen, sicherlich bald mitteilen. (Lt. Wiki ist es denkbar einfach, ein Flugzeug, wenn es kein Stealth ist, abzuschießen. Man muss die Wellen des Radars, die vom Zielflugzeug an die Rakete unabsichtlich weitergegeben werden, nur auf die richtige Maschine richten. Den Rest macht die Rakete.) Knapp vier 4 Wochen haben seine Militärs nun Zeit, den Gordischen Knoten, der darin besteht, dass die Russen Flugzeuge abschießen können, das aber nicht wollen, während Assads Luftabwehr, obwohl sie sich die größte Mühe gibt, fast immer danebenschießt, zu zerschlagen. (Zu deren Ehrenrettung muss man sagen, dass es ihnen immer öfter gelingt, Raketen und Gleitbomben der Israelis zu treffen. Aber eben nicht alle.) Bis dahin nämlich soll die entmilitarisierte Zone, auf die sich Putin und Erdogan geeinigt haben, stehen. Sollten den Türken es nicht gelingen, alle Gruppierungen, die in Idlib stehen, davon zu überzeugen, sich zurückzuziehen, werden Putin und Assad die letzte Bastion der Dschihadisten angreifen. Vermutlich werden dann nicht nur die Israelis, sondern auch die Amerikaner Angriffe fliegen (Stichwort Giftgas). Das würde dann das Chaos vollkommen machen, das bei einer Auseinandersetzung mit 90.000 Aufständischen, die erst einmal besiegt werden müssen, eh schon groß genug wäre. Der Vertrag mit Erdogan ermöglicht Putin, einigermaßen heil aus dem Syrien-Abenteuer herauszukommen. Um das nicht zu gefährden, darf er sich jetzt nicht wie ein Bär, der daran gehindert wurde, einen Bienenstock zu plündern, verhalten.

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