Salisbury – keine Ende in Sicht

Höchster Kirchenturm, älteste Kirchenuhr, eine Ausgabe der Magna Carta, die man noch lesen kann – schon um nicht Ehre des deutschen Bildungsbürgers, der Salisbury bis gestern überhaupt nicht gekannt hat, zu besudeln, müssen die beiden Russen, die mit dem Interview, das sie gestern gaben, Salisbury zu einem touristischen Kleinod erklärten, das von nun an kein Inselbesucher mehr ignorieren kann, das Gift in der Stadt verteilt haben. Dass der deutsche Bildungsbürger ausgerechnet von der britischer Presse, die nicht dafür bekannt ist, die Sehenswürdigkeiten des Landes kleinzureden, Trost erfahren hat, hätte er sich nicht träumen lassen. Einen ehemaligen Botschafter hat die Reaktion seiner Landsleute derart überrascht, dass er deren Aussagen überprüft hat. Sein Ergebnis – beide haben ein Alibi, wenn auch ein „strange“, somit angesichts der vielfältigen Bedeutung des Wortes nach der Lektüre der Leser selbst entscheiden muss, für welches „Strange“ er sich entscheidet. Ob den Russen ein „Alibi“ von jemanden, den der Mainstream ignoriert reicht, hilft, ist höchst zweifelhaft, zum der Fall nicht das einzige „Salisbury“ darstellt. (Das Echo auf seinen Artikel spricht Bände.) „Salisbury“ droht selbst von dort, wo niemand es erwartet, so bspw. aus Konstantinopel. Als ich las, woher das Unheil, droht, habe ich mich gefragt, was Putin wohl nun ohne die Unterstützung Byzanz‘ anfingen wird. Es hat nur wenige Augenblicke gedauert, bis ich gemerkt habe, dass Erdogan dort regiert. Jedoch sitzt in Istanbul noch das Oberhaupt der Orthodoxen (das ist ungefähr so, als ob der Vatikan sich in Wittenberg einquartieren würde). Und der hat etwas gewagt, was er eigentlich gar nicht darf, nämlich den Ukrainern, die zu Moskau gehören, einen Exarchen zu schicken. Da es ihm nicht erlaubt ist, sich in die Angelegenheiten der Landeskirchen einmischen, hat die russische orthodoxe Kirche erklärt, nicht mehr mit Konstantinopel zusammenarbeiten zu wollen. Nun droht die Spaltung. Und ob ohne Unterstützung der russischen Kirche, die zu den wenigen gehört, die Zuwächse zu verzeichnen hat, sich der Patriarchat in Istanbul wird halten können, scheint mir angesichts Erdogans Politik, dem ein Islam light, der nichts neben sich duldet, vorschwebt, ziemlich ungewiss zu sein. Es braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, dass die russischen Kirchenoberen darauf drängen werden, Donezk und Lugansk zu annektieren, sollte die Ukraine einen eigenen Patriarchen, der sich aller „russischen“ Kirchen bemächtigt hat, installieren. Der Unterstützung der Kommunisten können sie sich schon einmal sicher sein. Dass die Russen auch im Weltraum ein „Salisbury“ erleben, mag ein wenig deren Ansehen gefährden, jedoch stimmt es zuversichtlich, dass sie nicht glauben, die Amerikaner hätten die winzigen Löcher, die den Kosmonauten und Astronauten das Leben schwer machten, in die Außenhaut der Sojus, die den deutschen Teilnehmer an der Mission nach Hause bringen soll, geritzt.

PS: Warum muss „Aspekte“ vom russischen Größenwahn sprechen, wenn die „Moscow Times, ein Blatt, das mit Putin nichts am Hut hat, nur Positives zu berichten weiß! Aber muss jetzt jeder Konzertsaal der Elbphilharmonie ähneln? Wenigstens, so scheint mir, sitzen die Moskau die Leute bequemer.

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