May – mal eben zu einer Doña Quijote mutiert

So schnell kann es gehen – vor wenigen Minuten noch Premierministerin, ist May wegen ihres Starrsinns, unbedingt ihren Deal durchsetzen zu wollen, zur Doña Quijote mutiert, denn sie hat die Abstimmung heute nicht knapp verloren, sondern ein Ergebnis erzielt, das sie in der Rangliste der höchsten Niederlagen im Parlament auf Platz 4 katapultiert. Und es sieht ganz danach aus, als machte es May nichts aus, wenn sie die Marke, mit der sie Januar des ersten Platz erobert hat, noch einmal überbieten würde. Wie Don Quijote eben, der entgegen jedweder Einsicht sich nicht davon hat abhalten lassen, die Dinge nicht so, wie sie sind, wahrzunehmen. Aber im Gegensatz zum Original, der seine Verschrobenheiten ausleben konnte, ist May ab heute eine Gefangene des Parlaments – statt die Members über ihre Vorstellungen von einem Brexit abstimmen zu lassen, muss sie nun das tun, was die von ihr wollen. Morgen geht es damit schon los. Dann wird nämlich darüber abgestimmt, ob das Königreich ohne ein Abkommen ausscheiden kann. Ein Nein ist wahrscheinlich, so dass am Donnerstag entschieden werden muss, ob das Land länger in der EU bleiben soll. May hat das bisher abgelehnt. Nun ist sie gezwungen, den Antrag zu stellen (was dieser Blog natürlich schon ihr im Januar, als sie die erste Abstimmung verlor, prophezeit hat). Corbyn liegt mit seiner Behauptung, sie würde die Uhr ticken lassen, ganz richtig – nur hat Doña Quijote nicht bemerkt, dass diese gegen sie arbeitet. Es war ein Trugschluss, zu glauben, jeder Tag, an dem sie keinen Kompromiss eingehen muss, würde hier helfen, das Parlament davon zu überzeugen, für ihren Deal zu stimmen. May hat sich damit gründlich verzockt. Es war die falsche Strategie. Und da weder Neuwahlen kommen, noch das Volk darüber abstimmen darf, ob es den Vertrag annehmen möchte, müssen die Parlamentarier nun das Kommando übernehmen. Und wenn selbst Labour-Abtrünnige wie Umunna erklären, nicht mehr unbedingt auf einer Volksabstimmung zu bestehen, sondern auch am norwegischen Modell Gefallen zu finden, stehen die Aussichten gar nicht mal so schlecht, dass der EU das Vereinigte Königreich in irgendeiner Form erhalten bleibt. Im Augenblick zieren sich die EU-Granden noch. Aber keine Bange. Die Milliarden Pfund, die UK zahlen muss, um die Vorteile in der Gemeinschaft genießen zu können, lassen bald selbst die winzigsten Zweifel verblassen, zumal die Briten nichts zu entscheiden haben.

Großer Erfolg für Corbyn – gerade einmal 3 Labour-Abgeordnete waren für den Deal. Besser kann es für ihn gar nicht laufen.

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