Lässt der Wahlkampf Merkel besser aussehen?

Ich weiß nicht, wie es Ihnen im Wahlkampf erging. Nun bin ich froh, dass er vorbei ist und ich es geschafft habe, mir meine Freude darüber, dass Merkel nicht mehr Kanzlerin sein wird, zu bewahren. Vor der Kakophonie der Argumente, die den Anschein vermittelt haben, für jede Meinung gibt es eine Partei, die sie vertritt, so dass selbst Freaks kein Problem haben, eine zu finden, habe ich geglaubt, Merkel würde wie Friedrich II. enden, über dessen Abtritt (damals musste man noch sterben, um aus dem Amt zu scheiden) Mirabeau schrieb, „kein Gesicht, das nicht Aufatmen und Hoffnung verrät, kein Bedauern, kein Seufzer, kein Wort des Lobes“. Da es für die Union erst rapide nach unten ging, nachdem sie ihren Kanzlerkandidaten kürte, war im Frühsommer schon klar, dass sie noch einmal ins Amt gewählt worden wäre, wenn sie sich entschlossen hätte, wieder anzutreten, und das sicherlich mit dem besten Ergebnis in ihrer Kanzlerinnenkandidatenlaufbahn. Als Königin, die man alle vier Jahr wählt, wollte sie wohl nicht in die Geschichte eingehen. Und wie bei Kohl will sie dann keiner gewählt haben. Geschichte wiederholt sich. Ich muss aber zugegeben, dass der Wahlkampf meine Einschätzung, Merkel habe als Kanzlerin wenig zustande gebracht, gehörig ins Wanken gebracht hat. Sie hat nur das umgesetzt, was bei der Bevölkerung ankam. Und dann hat sie sich nicht gescheut, erst getroffene Entscheidungen zurückzunehmen, wie eben die Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke, aus der sie angesichts der Bilder aus Fukushima ausstieg, was die Mehrheit der Wähler begrüßten. Ob die von vielen herbeigesehnte Streitkultur, die unter Merkel angeblich abgewürgt wurde, mehr erreicht, wird sich ab Montag herausstellen. Dann haben wir hier italienische Verhältnisse. Aber auch in Italien gilt, dass man nur das hören will, was man möchte. Für das Klima bedeutet das nichts Gutes – die nächste Regierung wird gerade einmal einen schnelleren Ausstieg aus der Kohle hinbekommen. Mehr Klimaschutz wünschen die Wähler nicht. Wer will schon auf Bahn und Bus umsteigen, wenn er bequem mit dem Auto zur Arbeit fahren kann? Das Personal, das sich zur Zeit hauptamtlich mit Politik beschäftigt, lässt nicht hoffen, daran etwas ändern zu können. Aber vielleicht entschließt sich Greta, bei einem „Klima-Schurken“ zu studieren. Dann wäre freitags immer etwas los im Land. Sie hätte das Zeug, die Deutschen zu missionieren. Nun heißt es aber erst einmal, die beiden Tagen, an denen kein Wahlkampf ist, zu genießen. Eigentlich sind es nur 42 Stunden. Pünktlich nach 18:00 Uhr geht der morgen nämlich wieder los. Bei dem sind wir aber nicht gefragt. Diesen Wahlkampf machen die Parteien unter sich aus.

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