Borniertheit schützt nicht vor Ruhm, und wenn jemand trotz des Handicaps des Nicht-Sehen-Könnens im Olymp thront, dann nur, weil die Menschen ihn als Genie verehren, dieser also in einem bestimmten Metier etwas Außergewöhnliches geleistet haben muss. Vermutlich hilft es, wenn jene, die er zu seinen Lebzeiten in Ekstase versetzte, die gleichen Borniertheits-Merkmale aufwiesen. Überliefert wird eh nur das Geniale. Dabei sollte es auch bleiben. Dass ausgerechnet die Söhne Heinrich Georges in ihrem Versuch, mittels eines Films den Vater zu entnazifizieren, nur dessen Engstirnigkeit haben zutage treten lassen, finde ich höchst bedauerlich. Zu allem Überfluss haben sie dessen Verhalten entschuldigt, was mir aber schon vorher hätte klar sein müssen, hat es in den Medien doch stets geheißen, er habe nur spielen wollen. Aber wer denkt, wenn er das liest, an die vielen Hundebesitzer, der stolz darauf ist, wenn ihre Schützlinge Fremden in die Waden beißen? Wohl niemand.
Verstörend die Szenen über die Auslandstournee seines Schillertheaters. Die Holländer boykottierten ihn. Nur 6 oder 8 Deutsche erschienen. Eine Kollegin Georges war trotzdem begeistert. Die beste Vorstellung, die sie je gegeben hätten. Dann hatte der alte George (Stimme) in Gestalt des Sohn seinen Bühnenauftritt vor leeren Rängen. Als sich der Vorhang schloss, übernahm der Junior wieder den vollen Part. Dem fällt nichts anderes ein, als zu verkünden, man sei nie besser gewesen. Das ist gut nachgestellt, keine Frage. Aber warum fragt niemand, weshalb keiner gekommen ist? Warum kritisieren die Söhne nicht die Ignoranz und Selbstherrlichkeit des Vaters?. Die drei Szenen bleiben unkommentiert, wie vieles andere auch. Ich fürchte, sie haben ihn entmystifiziert. Am Ende des Films ist ein Stück Zauber vom sich bewegenden Denkmal abgebröckelt. Wer das Doku-Drama aufmerksam verfolgt hat – morgen besteht dazu noch einmal die Gelegenheit – wird George mit nüchternen Augen sehen, womöglich gar dagegen ankämpfen, sich von ihm begeistern zu lassen.
Hat Sie auch das Namensfieber gepackt? In England schließen sie Wetten darüber, wie der dritte Thronfolger heißen könnte, ab. Sehr originell sind die Namen mit der geringsten Quote nicht – George, James, Edward etc. In Foren wurden „Mohammed“ und „Adolph“ vorgeschlagen. Auf die zu setzen, wäre natürlich reine Geldverschwendung. Wahrscheinlich nehmen die Wettbüros die Namen erst gar nicht an. Würden Kate und William den Hohenzollern angehören, hätte ich einen passenden Namen für das Baby – Kevin. Lt. einer Studie werden Jungen, die diesen Namen tragen, trotz gleicher Leistung prinzipiell schlechter benotet. (Die Borniertheit scheint auch vor deutschen Grundschullehrern nicht haltzumachen.) Solch ein verrufener Name hat den Vorteil, dass niemand auf die Idee kommt, zu behaupten, der Prinz würde bevorzugt werden. Das Gegenteil ist natürlich der Fall – alle Lehrer hätten ihn sofort auf dem Kiekcr. Für dieses Privileg muss er nicht einmal unangenehm auffallen. Das gibt es gratis, also ohne sich vermaulen oder seine Mitschüler terrorisieren zu müssen. Sollte Kevin im Rechnen nur eine Drei haben, wüssten wir, dass es eine Eins minus gewesen wäre, wenn er Wilhelm gehießen hätte. Niemand würde ihm schlechte Noten verübeln. Es würde eh immer an den Lehrern liegen. (Ich vermute, Kevin wäre ein schwerer Schlag für die Republikaner hier.)
Als Larry Kings Frau schwanger war, haben die Clintons zu ihm gesagt, sie würden jeden Tag beten, dass das Kind so wie seine Frau aussehe. Diese Sorge brauchen die beiden Royales nicht haben. Vieles spricht dafür, dass sich der Trend. immer fotogenere Nachfolger in die Welt zu setzen, fortsetzt. Das ist gut fürs Image, denn Bilder sind heute wichtiger denn je. Völlig makellos ist aber auch nicht gut. Ein wenig vom Großvater würde der Marke Windsor gut tun.