Hätte Boris sich mal am Führer orientiert

Scheitert Boris oder gar der Brexit wegen eines Telefonanrufs bei der Polizei? Fast bin ich geneigt, zu behaupten, die Briten hätten noch mal Glück gehabt, was den Deutschen leider nicht vergönnt war, denn dann wäre Hitler ein Frauenheld, der Schlagzeilen machte, weil er seine Freundinnen regelmäßig verprügelte (bspw. Leni Riefenstahl), gewesen. So einer hätte es natürlich nicht zum Reichskanzler gebracht. Aber sosehr ich Boris‘ Brexit-über-alles-Politik nicht mag – die Medien tun sich und dem Land keinen Gefallen, wenn sie unter allen Umständen wissen wollen, was er in seinem Privatleben macht. Ein Brexit, der ausfällt, weil Boris es nicht für notwendig hielt, zu erklären, was sich in der Nacht zum Sonnabend in der Wohnung seine Freundin abgespielt hat? Absurder geht es wirklich. Doch das könnte passieren, da schon jetzt das Ereignis als Affäre gilt, obwohl sie noch gar keine ist. Es wird erst eine, wenn dessen ehemalige Freundin sie mit ihren Aussagen und Handeln zu einer macht. Die Ironie des Schicksals scheint zu wollen, dass Boris nicht wegen seiner Lügen und Halbwahrheiten abgestraft wird, sondern wegen seiner Ehrlichkeit sowie seines Verhaltens – er gibt den Gentleman, an dem alle Vorwürfe abprallen (das gilt natürlich nur, wenn es sich um einen Streit, der in den besten Ehen vorkommt, handelt). Umso schlechter kommen die Medien weg. Im Falle des Interviews, das im Independent zu sehen, grenzt das Verhalten des Reporters fast schon an Borniertheit – mit allem erdenklich Nachdruck will er wissen, von wann das Foto, das zeigen soll, dass er sich mit seiner Freundin wieder versöhnt haben, ist. Boris gibt darauf keine Antwort. (Logisch wäre, zu vermuten, seine Gegner haben das Bild ins Internet gestellt.) War dieser bei Interviews, in denen es um den Brexit geht, ähnlich hartnäckig? Oder hat er ihn entkommen lassen, ihm erlaubt, sich herauszureden bzw. seine Fragen nicht zu beantworten? Beim Thema EU konnte sich Boris noch darauf verlassen, dass ausnahmslos jeder an Brüssel etwas auszusetzen hat. Da dürfte der eine oder andere sich gefragt haben, ob er eigentlich nicht recht habe. Dementsprechend wurde nicht nachgehakt, er nicht zur Rede gestellt. Nun ist auf einmal alles anders – nun wollen die Journalisten Dinge, die sie eigentlich gar nicht interessieren dürften, wissen. Hätte sich Boris mal lieber vom Führer abgeschaut, wie man ganz nach oben kommt – ohne Frauen hat er es geschafft (am Start seiner Karriere hat er nicht mal mit ihnen gesprochen).

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