Nach meinen ersten 90 Minuten Frauenfußball – auf vier Spiele verteilt – bin ich zu meiner großen Überraschung zur Erkenntnis gelangt, dass in dieser Sportart das Prinzip „wie die Männer, so die Frauen“ zu gelten scheint, also, Feministinnen mögen mir verzeihen, die Art und Weise, wie die Frauen einer Nation spielen, weitgehend mit der Spielkultur, die die Männer dieses Landes pflegen, übereinstimmt. Gern würde ich schreiben, es wäre umgekehrt der Fall, aber leider lässt die Geschichte diese Schlussfolgerung nicht zu, da Männer mit dieser Sportart über einen weitaus längeren Zeitraum im Blickpunkt der Öffentlichkeit gestanden haben. Sollte daran etwa dran sein, stellt sich natürlich gleich die Frage, ob der Erfolg einer Frauennationalmannschaft vorbestimmt sein könnte, die Frauen demnach dem Schicksal, unbewusst alles, auch deren Schwächen, von den Männern zu übernehmen, unterliegen. Wenn sich Schwächen und Stärken der Männer auf die Frauen übertragen sollten, verdienten die Engländerinnen mein ganzes Mitgefühl, denn dann wären ihre Aussichten, auf großen Turnieren glänzen zu können, äußerst gering. Gestern spielten sie jedenfalls genauso ideenlos und uninspiriert wie es ihre Kollegen um Rooney bei großen Ereignissen zu tun pflegen. Es war, als ob die Männer auf dem Platz standen. Zudem haben sie noch die selben Schwachstellen wie das Team der superbezahlten Profis – im Tor sowie im Mittelfeld scheinen sie nicht gut besetzt zu sein. Ihre Technik ließ auch zu wünschen übrig. Wer ein „Kicking like Beckham“ erwartet haben sollte, muss am Ende schwer enttäuscht gewesen sein. Aber letztendlich verwundert mich deren Kick and Rush nicht, denn es haben ja auch keine Vorderasiatinnen mitgespielt, was ich sehr bedaure, hätten sie doch mir ihrer filigranen, klugen und technisch brillanten Spielweise dem Match ihren Stempel aufgedrückt. Es sieht so aus, als ob der Film die jungen Inderinnen nicht für den Fußball hat begeistern können. Niemand dürfte es überrascht haben, wie ungemein fleißig und emsig die Japanerinnen agierten. Sie haben sogar noch ihre Landsmänner in den Schatten gestellt, denn die japanischen Starspieler sind wegen des großen Rummels um sie gewissen Stimmungsschwankungen unterworfen, was dazu führt, dass sie auch einmal einen schlechten Tag erwischen können. Keine Mannschaft hat aber bisher so überzeugt wie die der Französinnen. Die boten am Sonntag Zidane-Fußball. Brillanter kann man nicht spielen. Und die Deutschen? Als ich hörte, die Kanadierinnen wären schon im März nach Italien gefahren, um sich in der Nähe Roms auf das Turnier vorzubereiten, habe ich mich gefragt, ob sie nicht besser daran getan hätten, in einem kanadischen Holzfällerlager vor den Toren des milden Vancouvers einen Monat lang Kraft zu tanken. Dass sie aufgrund ihre physischen Unterlegenheit überhaupt den Mut fanden, sich den viel athletischeren deutschen Frauen entgegenzustellen, findet meinen höchsten Respekt. Die Deutschen werden alle „niederwalzen“ – sie sind am robustesten, zudem verfügen alle über eine sehr gute Technik. Eigentlich können sie sich nur selbst schlagen, vermutlich indem sie die vielen Chancen, die sie haben, nicht nutzen. Nichtsdestoweniger erinnert mich deren Stil an den, der in den 80er und Anfang der 90er Jahre, als die Nationalmannschaft es drei Mal in Folge schaffte, ein WM- Finale zu erreichen, als typisch deutsch verschrien war.
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