Fernsehen mit Genuss dank Sommerpause

Woran erkennen Außerirdische, deren Geheimdienste bloß den Titel und das Ausstrahlungsdatum jeder Sendung, die im öffentlich-rechtlichen Fernsehen läuft, erspähen und speichern können, wann sich in Deutschland die Jahreszeiten ändern? Können sie wissen, dass im Augenblick Sommer herrscht (und das nicht nur kalendarisch), wenn ihnen nur die oben genannten Daten zur Verfügung stehen? Da die Deutschen den Sommer nicht wie Weihnachten oder Ostern feiern, wäre es für unsere Nachbarn nicht ganz einfach, dies herauszufinden. Filme wie „Ein mörderischer Sommer“ oder „Ein russischer Sommer“ eignen sich nur bedingt zur Findung. (Bei meinen Recherchen ist mir aufgefallen, wie wichtig der Sommer für uns geworden ist. Lt. diverser Filmdatenbanken sind in den 30er und 40er Jahre kaum Filme, deren Titel das Wort „Sommer“ aufweisen, produziert worden. In den 50gern wurden es mehr, deren Anzahl aber bis in die 90ger überschaubar geblieben ist. Ab 2000 hat die Zahl der „Sommer“-Filme rapide zugenommen. Mit dem „Sommer“ kann man auch „Mäuse“ fangen.)

Solange kein „Brennpunkt“, der die Überschrift „Hitzewelle über Deutschland“ trägt, läuft (hoffentlich kommt keiner), werden sich Fremde schwertun, Genaueres über das Wetter zu erfahren, es sei denn, sie können etwas mit „Open Air“ oder „Waldbühne“ anfangen, was ich aber nicht glaube. Bleibt ihnen nur, nach Programmänderungen, die auf eine besondere Zeit schließen lassen, zu suchen. Nächste Woche werden sie fündig werden – auf beiden Hauptsendern fällt der Politiktalk weg. (Gern hätte ich den Fremden mitgeteilt, dass sie deswegen nicht in Panik zu geraten brauchen. Aber sie empfangen nun mal nur das Fernsehprogramm.)

Als ich gestern nach lange Zeit mal wieder zu Plasberg reinschaute, hatte anfangs das Gefühl, ich könnte ihn in den nächsten Wochen vermissen. Es ging um die „Aldilisierung“ (je billiger, desto besser) Deutschlands. Ich fand es sehr interessant, zu erfahren, dass Bärbel Schäfer zu denen gehört (eine von zehn), die nicht beim Discounter einkaufen, in Deutschland die Lebensmittel am billigsten sind und Bäcker mit vielen Filialen ausschließlich Teiglinge verwenden (Discounter übrigens auch). Als ein Bäcker den Unterschied zwischen einem „Aldibackofen“ und einem in seiner Backstube zu erklären versuchte, war ich immer noch ganz Ohr. (Aldi behauptet, das Brot würde vor Ort, also im Geschäft, gebacken. Der Handwerksmeister bestreitet das.) Dann aber biss sich die Runde an den Brötchen, die angeblich keine mehr sein sollen, jedenfalls würden sie nicht mehr so schmackhaft wie früher sein, fest. Höchste Zeit, den „Hundeflüsterer“ zu rufen. Aber ihn hätte es gar nicht bedurft. Vielmehr hat Plasberg es versäumt, rechtzeitig vom Speziellen zum Allgemeinen zu wechseln. Konkret hieße das, sich von Experten, bspw. Volkswirten, erklären zu lassen, welcher Vorteile den Menschen eine Welt, in der es keine Discounter gibt, bringen würde. Stattdessen schickte Plasberg seine treuen Fans mit der Botschaft, dass auch die Discounter in die Rubrik „alternativlos“ fallen, ins Bett. Gut, dass ich schon eher abschaltete.

Am Donnerstag werden ich mir Frau Ilner in der Hoffnung anschauen, jemand möge gegen ihre strenge Gesprächsführung aufbegehren. Reich-Ranicki war bisher der einzige, der sich dies traute. Ich bin gespannt.

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