Eindeutig Ja („Can a Song safe your life?“)

Das schafft nur Hollywood – zwei der schönsten Rückblenden, die beide nicht nur wegen des ungefähr gleichen Endes zu den genialsten, die das Kino hervorgebracht hat, zählen. Beide folgen nacheinander. Und für beide nimmt sich John Carney viel Zeit. Dass diese nicht langweilen, liegt an den oft abrupten Szenenwechseln, die immer dann erfolgen, wenn der Zuschauer, das bin in erster Linie ich, diese voll voll ausgekostet hat. Meist kommt dann etwas Überraschendes, oftmals auch Witziges. In diesem lockeren Stil geht es nach der Prélude, das an für sich keine ist, weiter.
Dauer und Bedeutung legen eher die Vermutung nahe, einer Ouvertüre beizuwohnen, was jedoch dem Film eine bedeutungsschwere verleihen würde, die manch Neugierigen abschrecken könnte, ins Kino zu gehen. Das würde zu sehr nach Oper klingen, die für die meisten Leute viel zu ernst und zu anstrengend ist. Hier läuft nur gängige Musik. Disharmonien gibt es nicht. Alles ist schön melodisch. Der Kinobesucher bekommt quasi ein Album, auf dem nur Hits drauf sind, zu hören. Er darf der Stimme Keira Knightleys, die sich spielend leicht mindestens 10 Jahre jünger gemacht hat, lauschen. Und ihre schauspielerischen Fähigkeiten bewundern – wohltuend erfrischend und natürlich. Schwer zu sagen, was sie besser kann. Mit Mark Ruffalo hat ihr Carney einen kongenialen Partner zur Seite gestellt. Matt Levine (lt. Wiki ist der richtig berühmt und sogar reich) kann schauspielerisch nicht ganz mithalten. Vielleicht ist das auch der Grund, warum er zwischendurch einen Vollbart, mit dem er bei der Isis die Karriereleiter steil noch oben klettern würde, tragen muss (sie ihn würden gleich nach der Einreise zum Stellvertreter Abu Bakr al-Baghdadis machen). Kneira hätte sich wirklich etwas besseres verdient. Jemanden mit mehr Temperament. Alle, die keine Gesellschaftskritik erwarten und sich nicht daran stören, dass Ruffalo sofort überall in N.Y. eine Parkplatz findet (das habe ich aus der Spiegel-Online Renzension geklaut), werden den Film toll finden. Nach der Pleite mit den Affen hat „Can a Song safe your life?“ mir wieder Mut gemacht, ins Kino zu gehen. Nachdem ich den Abspann (höchst originell) sah, war ich richtig selig.

Ist der Bürgerkrieg in der Ukraine bald zu Ende? Heute muss wieder ein großer Kessel hinzugekommen sein (unterhalb Donezks). Truppen, die Soldaten entsetzen sollten, sind selbst hineingeraten. Wie wollen sie die ersetzen, wenn sie nicht mehr rauskommen sollten? In Mariupol, einer Stadt am Asowschen Meer, die nur von Nutzen ist, wenn man das Hinterland kontrolliert, hat sich die Armee ebenfalls einschließen lassen. Ich wünschte mir, Peter Scholl-Latour möge, um 40 Jahre verjüngt, wieder auferstehen, um mir die Lage im Fernsehen zu erklären. Wer will in einer Armee, deren Führung Operationen startet, die im Desaster enden, noch kämpfen? Zur Zeit ist Putin noch an allem schuld, darum wird die EU morgen weitere Sanktionen gegen Russland verhängen. Das muss nicht unbedingt so bleiben. Die Stimmung kann sich schnell ändern.

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