Die Russen – gute Miene zum bösen Spiel

Während der Westen seine Feinde mit Sanktionen in die Knie zwingen will, scheinen die Russen ihrem Motto, mit jedem Handel zu treiben, selbst wenn man sich mit diesem praktisch im Krieg befindet, treu bleiben zu wollen. Ob das wieder funktioniert, ist nicht sicher, denn diesmal trifft man auf den Gegner nicht in Syrien, sondern im Donbass, dem wegen Erdogans Militärhilfe an die Ukraine Unheil droht, das sich nur mit russischen Truppen und Waffen abwenden lässt. In weiser Voraussicht hat vermutlich deswegen der Kreml Putins Teilnahme am Klimagipfel abgesagt – die Russen sollen nicht sehen, wie er vom Westen wegen der Annexion der Krim kritisiert wird. Und es macht auch keinen guten Eindruck, wenn Staatschef weg ist, während nahe an dessen Haustür gekämpft wird. Wenigstens tut er mit seinem Wegbleiben etwas für das Klima – was soll bei einem Gipfel, dessen Ziel darin besteht, die Welt zu retten, wenn die Regierungschef samt deren Entouragen bei der An- und Rückreise tausende Tonnen Kohlendioxid, dessen Ausstoß sie drastisch kürzen wollen, produzieren? In Zeiten der Heimarbeit fällt es schwer, zu verstehen, warum sich ganze Welt in Glasgow treffen muss. Ausgerechnet beim offiziellen Abtritt Merkels, der nachgesagt wird, sie sei die heimliche Schutzheilige der Russen, haben die Ukrainer Drohnen, die ihnen Erdogan geliefert hat, eingesetzt. Im Augenblick sind die Separatisten nicht in der Lage, die abzuschießen. Wenn Selensky weitermacht, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Russen sie abschießen werden. Erdogans wird es freuen, kann er doch gleich neues Gerät liefern. Und Putin könnte unter Beweis stellen, dass Drohnen keine Gefahr für seine Armee darstellen. Das einzige Problem sind die Amerikaner und Europäer, die nach jeder abgeschossenen Drohne Sanktionen fordern werden. Eine ziemlich heikle Situation für Putin – er kann die abtrünnigen Ukrainer, von denen viele bereits russische Staatsbürger sind, nicht im Stich lassen. Das würde als Zeichen der Schwäche gewertet werden. Offen einzugreifen geht auch nicht. Dann fühlten sich Röttgen und Co aufgefordert, gegen Russland vorzugehen. Da bleibt nur, der Welt den Eindruck zu vermitteln, dass die Separatisten sich selbst verteidigen könnten. Damit bleibt der Status des Gebiets unverändert. Das Problem wird aber nicht gelöst.

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