Es muss die Hitze sein, deren unerbittliches Diktat mich nun schon 5 Tage lang daran hindert, zu schreiben, wobei ich sagen muss, dass sie mich nicht schlapp macht, sondern beim stets blauen Himmel die Lust, etwas zu Papier bringen zu wollen, bei mir einfach nicht aufkommen will. Je länger ich darüber nachdenke, desto größer wird das Erstaunen, wie Schriftsteller, die in diesen Breiten groß wurden, mit Büchern, die sie in Regionen verfassten, deren Klima Firmen davon abhielt, dort ihre Zentralen zu platzieren (mit der Erfindung der Klimaanlage änderte sich das), zu literarischem Ruhm, ja Kultstatus, gelangen konnten. In erster Linie fällt mir da Otto Feige alias Red Marut alias B. Traven ein – geboren im heute polnischen Teil Brandenburgs, lebte er, bevor ihm die Flucht nach Mexiko gelang, in verschiedenen Städten Deutschlands. Richtig berühmt machten ihn Werke, die veröffentlicht wurden, als er bereits einige Zeit im wegen seiner Trockenheit und Hitze unwirtlichen Norden des Landes verbrachte. Da zudem sein erster Erfolgsroman „Das Totenschiff“ autobiographische Züge (Erfahrungen, die er auf der Überfahrt in die neue Welt machte) enthält, ist ziemlich sicher, dass er das Buch dort geschrieben haben muss. Alleine das ist schon für jemanden, dessen Vita geheimnisvoller als jene eines Pharaos ist, recht bemerkenswert. Wäre ich an seiner Stelle gewesen, hätte ich es als großes Pech empfunden, ausgerechnet in einer Region, in der es sich nachts nicht abkühlt, gelandet zu sein. Erstaunlich, dass er es trotzdem schaffte, so erfolgreich zu sein, er unter Umständen sogar hätte noch berühmter werden können, hätte ihm die Umgebung, in der er lebte, Storys, mit denen sein europäisches und amerikanisches Publikum vertraut war, geliefert. Hemingway, geboren und aufgewachsen in Windy City, gehört auch zu denen, die an schreibfeindlichen Orten wichtige Werke verfassten – „Der alte Mann und das Meer“ sowie „Wem die Stunde schlägt“ entstanden auf Kuba. Erstaunlich finde ich, dass, so wie bei Traven, „nur“ ein Roman aus der zweiten Heimat, hier der zuerst erwähnte, ein richtiger Hit wurde. Das muss am Material, was ihnen zur Verfügung stand, gelegen haben. Und dann gab es ja noch Großwild und Schwertfisch zu jagen. Der 2. Weltkrieg verlangte auch seinen Tribut. So viele Abwechslungen, vom Krieg, worüber ich sehr froh bin, mal abgesehen, hat Halle auch zu bieten, nur habe ich das Problem, dass mich die wichtigste Veranstaltung, nämlich die Händelfestspiele, nicht sonderlich interessieren. Schon in der Schule konnte ich Händel nicht viel abgewinnen. Das sollte sich nicht mehr ändern, ja sie hat, da alle und jeder mit seinem Konterfei wirbt, noch zugenommen. Ich denke, es wäre ganz gut, wenn die Stadt mal ein oder zwei Jahre auf die Spiele verzichten würde. Nichtsdestoweniger werde ich versuchen, es mal mit Händel zu versuchen. Vielleicht finde ich ja Gefallen an seiner Musik.
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