Die Premierenvorstellung, die mit einem Quiz, in dem es, wenn ich es richtig mitbekam, fast nur um den Hauptdarsteller ging – von den Filmen, die der Master erwähnte, war „Adel verpflichtet“, der einzige, den ich kannte – so vielversprechend startete, geriet, je länger der Film lief, zu einer zähen und langweiligen Angelegenheit, was in erster Linie an der Schlichtheit der Sprache gelegen haben dürfte. Es fehlt jedweder Dialogwitz, und die einzige Person, die Witz und Temperament hat, nämlich die Mutter des Protagonisten, kommt zu allem Unglück recht selten zum Zuge. Wenigstens wusste der Regisseur, wann er sie einsetzen hatte – ungefähr zu Beginn des letzten Drittels des Stück, als meine Hoffnung, noch etwas Humoriges erleben zu dürfen, längst verflogen war, ließ er sie wieder auflaufen – nach der langen Abwesenheit war es logisch, sie in Hochform zu zeigen. Sie, nicht ihr Mann, der sich erst nach dem Tod seiner Frau entschlossen hat, seine Homosexualität auszuleben, ist das eigentliche Opfer früherer gesellschaftlicher Verhältnisse – als Hausfrau völlig unterfordert, vermutlich noch sexuell frustriert, entwickelt sie einen Humor, der schwärzer nicht sein könnte. Wenn bloß ihr Sohn ein Bruchteil von ihrem Witz, ihrer Spritzigkeit und ihrem Sarkasmus geerbt hätte. Der ist aber durch und durch, trotz seines kreativen Berufs, rational, und das selbst als Freud auf einer Faschingsparty oder als Sprayer, dessen Parolen, da liberal, zwar politisch korrekt, jedoch nicht besonders originell sind. Vermutlich bin ich, der eine Zeitlang jeden Morgen „Pittiplatsch war bei der Stasi“ lesen durfte, zu anspruchsvoll. Und dabei hatte er eigentlich die besten Voraussetzungen – seine Mutter, Glenda Jackson aus der Retorte?, ließ sich, als er ungefähr zwölf war, von ihm im Auto bergab chauffieren –, unkonventioneller zu werden. Es ist aber nicht so, dass Vater und Sohn sich selbst beweihräuchern würden. Während der Vater, aufgeputscht durch die Mittel, die ihm gegeben wurden, um das Krebsleiden erträglicher zu machen, genug Energie hat, seinen Freund, der das genaue Gegenteil vom „einzigen Schwulen im Dorf“, einer Gestalt aus „Little Britain“, ist, weiter an sich zu binden sowie sich weiter seiner Sache, nämlich der Durchsetzung der Rechte für Homosexuelle, zu widmen, gibt sich sein Sohn ganz seiner neuen Liebe Änna (nur der Synchronregisseur wird wissen, warum er an er englischen Aussprache festgehalten hat), dem Hund seines Vaters (es handelt sich um einen recht aufgeweckten Jack Russel, dessen Gedanken von Zeit zu Zeit eingeblendet werden, was allemal besser ist, als das Tier sprechen zu lassen) sowie der Trauer um ihn hin. Ob die Originalversion, die ursprünglich auch gezeigt werden sollte, besser ist, weiß ich nicht. Ich vermute aber, dass ich den Film aufmerksamer verfolgt hätte.
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Wirklich Nice! Gefaellt mir! Wo ist der Like Button fuer Facebook?
Danke fürs Kompliment! Eine Facebookseite von Kolibri gibt es nicht. Ich bin beim Überlegen, eine einzurichten.
Andree
Ich bin wirklich selten begriffsstutzig. Vielen Dank für den Tipp.
Andree
Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen