Jamaika hin oder her – die Kanzerlin hat immer Glück

Sie müssen es geahnt haben, unsere Politiker – noch einige Tage länger Jamaika-Sondierungen, und ich hätte auf die Frage, was sie machen, mit dem schönen Satz, der immer am Ende eines Märchens steht, antworten können – wenn sie nicht gestorben nicht, dann verhandeln sie heute noch. Am Sonntag ist nun Schluss, was wegen des nun ultimativen Endes der Balkonsaison, das die Jamaikaner schon um einige Wochen verschoben haben, umso bedauerlicher ist, da spätestens ab dem Totensonntag die Aussicht bestanden hätte, überhaupt nichts mehr von ihnen zu hören, geschweige denn sie im Fernsehen zu sehen. (Würde Karl Valentin noch leben, hätte er bzgl. Jamaikas auf seine vier Jahreszeiten mit dem Hinweis verwiesen, dass der Winter die schönste Zeit für Sondierungen sei. Leider fehlt am Ende der Aufnahme der Satz “Und gerade der Winter wäre so interessant gewesen!”). Statt Sondierungen und Koalitionsverhandlungen könnte es nun eine Minderheitsregierung und Neuwahlen geben. Dass ausgerechnet vor dem Letztgenannten die Verliererin der Wahl als einzige keine Angst zu haben braucht, kann man als Ironie der Geschichte bezeichnen. Vier Wochen hat sie sich zurückgehalten, um dann, wenn es hart auf hart kommt, für die Bilder, die in Erinnerung bleiben, zu sorgen – für den Fall, dass Jamaika zu scheitern droht, schreibt die Choreographie nämlich vor, dass Merkel alles unternimmt, um die Koalition doch noch möglich zu machen. So kann ihr niemand nachsagen, sie hätte sich nicht für Jamaika eingesetzt. Und das Glück bleibt ihr weiter hold, denn anders als im Königreich, wo der Premierminister Wahlen, die ihm trotz gegenteiliger Prognosen nicht unbedingt zum Vorteil gereichen, wie May gezeigt, nach eigenem Gutdünken anordnen kann, braucht sie für die Auflösung des Parlaments den Bundespräsidenten – ihre Wahl zur Bundeskanzlerin mit relativer Mehrheit, also den meisten Stimmen, würde ihm erlauben, noch einmal wählen zu lassen. Ob es nach einem hochstilisierten Wahlkampf (Merkel oder Chaos – zugespitzter geht es wirklich) noch einmal für sie reicht, ja sie es sogar schafft, ein Spitzenergebnis einzufahren, weiß im Moment niemand. Ich glaube, ihre Partei wird einige Prozent zulegen, denn zweimal werden jene, die statt den Christsozialen diesmal die AfD gewählt haben, Merkel nicht abstrafen wollen. Dank Seehofers restriktiver Flüchtlingspolitik besteht auch kein Grund mehr, eine Rechtspartei zu wählen, zumal wenn diese nicht gerade den kompetentesten Eindruck vermittelt. Und da Merkel gegen den Hillary-Clinton-Effekt (sprich sie ist nahezu skandalfrei) immun zu sein scheint, stehen ihre Chance nicht schlecht, gestärkt aus den Wahlen hervorzugehen. Ihr hilft, dass die anderen Parteien völlig unvorbereitet sind, ja in der SPD und in der Die Linke ein Kampf um die Macht ausgebrochen ist. Die Grünen werden damit zu tun haben, sich vom Scheitern der Gespräche zu erholen. Vermutlich sind Göring-Eckhardt und Özdemir in ein paar Wochen schon Geschichte. Und ob der FDP hilft, in den letzten Wochen bewiesen zu haben, dass sie sich seit der Wahlschlappe vor 4 Jahren nicht geändert hat, ist höchst fraglich. Um den Einzug ins Parlament müssten sie nun zittern. Besser kann es für Merkel wirklich nicht laufen.

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