Wollen Bundestagsabgeordnete nie nach Hause gehen? Ob ihnen erlaubt ist, den Bundestag auf den entsprechenden Seiten im Netz zu bewerten, weiß ich zwar nicht, aber nachdem ich heute verfolgen durfte, wie ein Hammelsprung abläuft – wenn bei einer Abstimmung nicht genau auszumachen ist, welche Partei gewonnen hat, müssen die Abgeordneten den Saal verlassen, um über einen Ja- oder Nein-Eingang wieder einzutreten (natürlich gibt es auch einen für jene, die sich der Stimme enthalten wollen) –. bin ich zur Meinung gelangt, dass die Volksvertretung zu den wenigen Arbeitgebern gehört, denen mehr als die üblichen fünf Sterne zugestanden werden müssten. Den Eignungstest für den Diogenes-Klub, das wohl bekannteste, wenn auch fiktive Entschleunigungs-Refugium Londons, hätten unsere Bundestagsabgeordneten jedenfalls locker bestanden. Und das am späten Nachmittag, wo man es normalerweise eilig hat, schnell fertigzuwerden. Ein Plus ist auch, sich während der Debatten noch mit anderen Dingen beschäftigten zu können. (Manche scheinen ihr gesamtes Büro mit in den Plenarsaal zu nehmen.) Wenn man es noch schafft, sich nicht daran zu stören, dass kaum jemand, von der eigenen Fraktion mal abgesehen, zuhört, wenn man redet, dann ist man im Bundestag nicht nur gut aufgehoben, sondern kann dort alt werden, wie Ströbele gezeigt hat. Ja vielleicht ist der Bundestag so eine Art Jungbrunnen, der das Altern hinauszögert, was erklären würde, warum etliche betagte Leute der AfD im Bundestag sitzen. Es ist halt besser, selbst jemanden zu jagen, als von der eigenen Frau drangsaliert zu werden. Äußerlich haben sich die Parlamentsneulinge nicht von den etablierten Abgeordneten unterschieden. Den Eindruck, dass es ihnen schwergefallen sein könnte, sich unauffällig zu verhalten, hatte ich nicht. (Wenn man sich richtig wichtig nimmt, klappt das auch.) Große Auseinandersetzungen oder gar Pöbeleien, wie sie in den Landesparlamenten Usus sein sollen, bleiben den Mitgliedern der etablierten Parteien im Bundestag sicherlich erspart. Die Partei wird, was das Äußere angeht, schnell im Mainstream landen. (Anders als die Gründen, die heute noch unter ihren strickenden Abgeordneten leiden.) Die AfD scheint jedenfalls zu versuchen, es den alteingesessenen Parteien so schwer wie möglich zu machen, sie als extremistische Gruppierung abstempeln bzw. entlarven zu können. Lange Rede, kurzer Sinn – wer im Alter nicht weiß, was er vor langer Weile machen soll, der ist im Bundestag gut aufgehoben. Wegen der Politikverdrossenheit der jungen Leute sind die Chancen gar nicht mal so schlecht, gewählt zu werden. Zur Not muss man halt eine eigene Partei gründen. Den jetzigen Abgeordneten würde es nicht schaden, mal von einem Herbert-Wehner-Double getriezt zu werden. Der hätte jede Menge zu tun.
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