Schulz‘ Pyrrhussieg – wäre er doch alleine darauf gekommen

Wer von Wiki wissen will, was ein Pyrrhussieg ist, kann wegen der dort aufgeführten Beispiele – ausnahmslos Schlachten, deren Ausgang den Siegern mehr als den Verlierern geschadet haben – zum Schluss gelangen, diese lassen sich nur in einem Krieg erringen. Natürlich kann man einen auch im richtigen Leben einfahren. Bspw. wenn man bei der Jagd nach alten Tomatensorten, die ein Discounter vor gut 2 Monaten ins Angebot nahm, um möglichst viele Gartenfreunde in seine Läden zu locken (nach dem Hörensagen ist dies voll aufgegangen), als Sieger hervorgegangen ist. Nun stellt sich heraus, dass die neuen Züchtigungen weitaus ertragreicher als die alten sind. Der Mengenunterschied ist so groß, dass die gestandenen keine Chancen haben, den mickrigen Ertrag mit einem außergewöhnlichen Geschmack zu kompensieren. Sie müssten schon wie eine mit Pfeffer und Zwiebeln schmecken. Da ich mir nicht vorstellen kann, dass dies der Fall sein wird, sind alle jene, die leer ausgegangen, die eigentlichen Sieger der Verkaufsschlacht. Von Siegen dieser Art in der Politik wusste ich schon länger. Mir ist noch gut in Erinnerung, dass Strauß sagte, Schmidt habe einen Pyrrhussieg errungen. Das war 1980, als er bei der Bundestagswahl gegen den Hamburger verloren hat. Am kommenden Freitag ist es zur Abwechslung mal der Herausforderer, der einen Pyrrhussieg landen wird. Da will die SPD zusammen mit den Linken und Grünen die Ehe für alle im Bundestag beschließen. Dank deren komfortabler Mehrheit wird die CDU/CSU es nicht verhindern können. Leute, die unter der ungleichen Behandlung zu leiden haben, können sich freuen. Bald haben sie die gleichen Rechte wie die jetzt Verheirateten. Kann Schulz von seinem Sieg im Wahlkampf profitieren? Ich habe da so meine Zweifel, denn mit dem Beschluss im Bundestag ist das Thema für den Wahlkampf völlig uninteressant. Höchstens Ewiggestrige könnten die Angelegenheit mit der Ankündigung, im Falle eines Sieges die Entscheidung kippen zu wollen, auf die Tagesordnung bringen. Das wäre höchst dumm, sich wieder mit einer Problematik, die Merkel, ohne dass jemand es merkt, auf höchst elegante Weise von anderen hat lösen, zu beschäftigen. Hauptsache sie ist dafür. Was ihre Partei, deren Abgeordnete mit überwältigender Mehrheit gegen das Gesetz stimmen werden, tut, ist völlig egal, schließlich hat sie gestern mit ihrem Ja Schulz einen Anlass geliefert, darüber abstimmen lassen. Da spielt es keine Rolle, welche Parteien die Ehe für Gleichgeschlechtliche ermöglicht haben. Um die Lorbeeren einheimsen zu können, hätte Schulz schon selbst initiativ werden müssen. Nun denken alle, ohne sie wäre das Gesetz nie zustande gekommen. Und dann hat der Vorstoß Schulz‘ noch den Vorteil, dass Merkel sich mit der FDP wegen dieses Themas nicht mehr zu streiten braucht. Ein Knackpunkt weniger bei den Koalitionsverhandlungen. Das spart Zeit.

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