Yücel – es geht nicht um Pressefreiheit, sondern Abschreckung

Wenn Sie glauben, weil Warren mit der Entscheidung der Jury nicht einverstanden war, hätten die Medien darauf verzichtet, uns darüber zu informieren, warum Schauspielerin X das Kleid nicht steht und Y die falsche Farbe gewählt hat, werden Sie – frei nach dem Motto, dass selbst die größte Panne dem eigentlichen Zweck der Veranstaltung nichts anhaben kann – hier geholfen. So viel zum Oscar, hin zu Yücel, dem ich, wäre ich Zeitungsmacher, geraten hätte, lieber weiter über Gauck zu schreiben (sein Artikel bei der TAZ über unseren (Noch)Bundespräsidenten, der damals noch keiner war, hat ihn weltberühmt gemacht), als in die Türkei zu gehen. Nun sitzt er dort wegen seiner türkischen Staatsbürgerschaft in Untersuchungshaft, und obwohl völlig zu unrecht (es ist völlig legitim, kritisch über Erdogan, der sich anschickt, sich zum Sultan legitimieren zu lassen, zu schreiben), stellt sich die Frage nach dem Sinn, sich für die Pressefreiheit der Gefahr der Festnahme, die jederzeit erfolgen kann, auszusetzen. Die vielgepriesene doppelte Staatsbürgerschaft wurde für ihn zum Bumerang. Vermutlich geht es der Regierung gar nicht so sehr um dessen Artikel (von denen ich keinen kenne) – ihr Ziel ist es, den im Ausland lebenden Türken klarzumachen, dass die Behörden sie genauso wie jeden anderen behandeln werden. Erdogan macht keine Ausnahmen. Wenn dem so wäre, hätte Yücel genau das Gegenteil von dem, was er beabsichtigt hat, erreicht – die Leute ducken sich lieber ab, statt Kritik zu üben. Das wäre wirklich das letzte, wofür es sich lohnt, in den Knast zu gehen.

Der Mann liebt die Superlative – die höchste Steigerung des Militäretats in der Geschichte in der USA bringt die Ausgaben auf einen Beitrag, der höher ist als die Summe der 8 Staaten, die den USA in puncto Verteidigung folgen. Dass in Russland, traditionell der Hauptfeind Nr. 1 Amerikas, niemand panisch zu werden schient, ist dem in den Staaten herrschenden Übergewicht verdanken. 20 Prozent der Männer und erstaunliche 40 Prozent der Frauen sind zu dick für die Armee. Angesichts dieser Zahlen kann sich Putin getrost zurücklehnen. Donald muss erst einmal Leute finden, die die neuen Geräte länger als eine Stunde bedienen können, ohne dann gleich vor Erschöpfung vom Tiefschlaf übermannt zu werden. Wie wäre es mit Mexikanern? Oder Nepalesen, die seit Jahrzehnten als Ghurkas in der britischen Armee dienen. Und da die Republikaner nur das ausgeben, was sie einnehmen, muss in den anderen Ressorts kräftig gespart werden (so auch im Umweltschutz). Der Guardian meint, das sei ein Rezept für einen Krieg. Hoffentlich führt er denn nicht gegen uns. Bleibt zu hoffen, dass Frau van der Leyen nicht verspürt, es ihm nachzumachen, sie sozusagen ein Wettrüsten unter Verbündeten auslöst. Das wäre mal etwas Neues.

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