Autoritätshörigkeit ist wieder schick (nur auf mich hört keiner)

Wenn die Kinder schon alles dürfen, sollten sich wenigstens die Erwachsenen unterordnen, und wenn meine These, dass je strenger die Erziehung, desto aufmüpfiger ist man später, stimmt, sind die Leute, die über die MZ unseren Oberbürgermeister zu seinem 60. Geburtstag gratulieren durften, an der langen Leine geführt worden, denn keiner hat es für nötig befunden, ihn darum zu bitten, seine Alleingänge bleiben zu lassen. Ja es scheint, als ob er für diese noch bewundert wird, so dass mich nun der Verdacht beschleicht, die Bevölkerung hätte die Baumbesetzer, deren Einsatz den Kahlschlag unmöglich gemacht hätte, eigenhändig aus ihren Hütten vertrieben. Schwamm drüber, dass damals unser Oberbürgermeister für viele jemand war, der über das Wasser gehen konnte. Mittlerweile hat er sich ein anderes Image zurechtgebastelt – seitdem er Halle zur Kulturhauptstadt machen will, präsentiert er sich als „Homme de Culture“. Und das mit Erfolg, wie der Artikel zeigt. Aber zurück zu den Autoritätshörigen, von denen viele gar keine sind, jedoch wegen ihrer Kritiklosigkeit den Anschein erwecken, sie seien welche. Vermutlich wollen sie sich nicht eingestehen, dass sie eine Person falsch eingeschätzt haben. (Wie z. B. den Führer.) Vielleicht spielt Bequemlichkeit auch eine Rolle. Theresa May, die dem Wahlvolk einen Brexit anbietet, an dessen Ende sie die Menschen darüber informiert, was bei den Verhandlungen herausgekommen ist, scheint dies erkannt zu haben – das Vertrauen der Mitbürger gewinnt man nur, indem man ihnen verspricht, sie nicht mit schwierigen Themen belästigen zu wollen. Dank dieser Strategie wird Copeland im Parlament wieder von den Tories vertreten. 1935 geschah dies zum letzten Mal. 23 Prozent beträgt der Vorsprung der Konservativen vor Labour. Ihre Strategie, die Abgeordneten nicht am Entscheidungsprozess teilhaben zu lassen, ist voll aufgegangen. Die Menschen wollen das so. Wenn alles noch viel schlechter als erwartet kommt, bleibt ihr, nach Australien oder Neuseeland auszuwandern, in Europa nur Russland. Wie kommt jemand dazu, sich so viel Verantwortung aufzubürden? Noch interessanter ist, herauszufinden, wie man einer Frau, die bzgl. der Darlegung ihrer Strategie bisher nicht über den Satz „Brexit means Brexit“ (das war im Sommer) hinausgekommen ist, uneingeschränkt sein Vertrauen schenken kann, ohne von ihr über den Stand der Dinge informiert zu werden. Da sage mal noch jemand, die Leute würden Politikern nicht trauen – leider sind es meistens die falschen.
Freie Fahrt für Spicer im Weißen Haus – wegen des Ausschlusses einiger Journalisten wird es für ihn nun wesentlich einfacher, mit seinem fahrenden Pult die übriggebliebenen Querulanten zu jagen. Ich bin gespannt auf seinen nächsten Auftritt. Für die morgige Sendung kommt der Eklat sicherlich zu spät. An einem Tag kann man daraus eine gute Story machen.

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