Wissenschaftler machen Hoffnung

Wenigstens ist auf die Wissenschaftler noch Verlass, denn während in der Politik die Leugner und Versteher der globalen Erwärmung aus Furcht, sie könnten die Wähler langweilen, das Thema meiden, haben sie allen, bei denen sich in den letzten Tagen die frustrierende Vorstellung breit gemacht hat, jeder kommende Sommer würde so wie dieser ausfallen, Hoffnung gemacht – schon in vier Jahren plus einiger Wochen könnte alles wieder so wie früher sein. Frühestens dann würden die natürlichen Effekte, die den Wandel noch weiter anheizen, abklingen, meinen die Wissenschaftler. Im nächsten Jahr könnte, global gesehen, es aber noch schlimmer kommen. Eine Herausforderung für alle, besonders jedoch für die Gartenfreunde, die jahrelang gewohnt waren, ihren Nachbarn Erträge vorzugaukeln, die selbst für Bauern, die Monsantos vollständige Produktpalette auf ihre Äcker kippten, unerreichbar waren. Damit ist nun erst einmal Schluss. Aber die Gartenfreunde wären nicht Gartenfreunde, wenn sie sich nicht neue Ziele setzen würden. Eines könnte sein, miteinander zu wetteifern, wer den dürrefestesten Garten der Anlage hat. Da ich überhaupt nicht weiß, was ich tun muss, um zu erreichen, dass trotz extremer Trockenheit überhaupt etwas wächst, sehe ich mich im nächsten Jahr in mindestens einem Seminar, in dem mir ein Wissenschaftler erklärt, auf was ich zu achten haben, sitzen. Ich vermute, dieses wird genauso lustig wie das über den Baumschnitt, bei dem ein älterer Teilnehmer überhaupt nicht begreifen konnte, warum jene Äste, die steil noch oben gehen, weggeschnitten werden sollten. Ein Wissenschaftler wird mir dann sagen, wie man mit 20 Tropfen Wasser eine Zucchini heranziehen kann (im Gegensatz zum letzten Jahr sind die Blätter diesmal recht winzig ausgefallen, so dass es unmöglich ist, eine zu übersehen, geschweige denn eine Riesenzucchini, die vom Durchmesser her es mit einer Anakonda aufnehmen könnte, zu züchten). Die Israelis haben so viel Erfahrung auf diesem Gebiet, dass deren Spezialisten spätestens nach dem zweiten Dürre-Sommer ihre Seminare in große Hallen abhalten könnten. Ehrlich gesagt graut es mir, den gesamten Garten verkabeln zu müssen. Zig Pumpen und Verteiler müssten laufen. An jeder Tomatenpflanze sollte ein Tröpfchen-Geber stehen. Aus Angst, in diesem Wirrwarr etwas kaputtzumachen, betrete ich die Beete nur noch, um zu ernten. Mich würde nicht wundern, wenn man für die Gärten in der Zukunft genauso viel wie für ein Auto ausgeben müsste.

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