Will sie noch? Wenigstens muss sie nicht zur Bahn gehen.

Ist das die Frisur, mit der eine Frau Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden kann? Ich glaube nicht. Mit dem neuen Schnitt sieht Clinton nicht nur jünger aus, sondern sie wirkt auch noch freundlicher, was nicht unbedingt von Vorteil sein muss, denn schließlich wollen die Amerikaner an der Spitze jemanden, der ein gewisses Charisma aufweist, sie mit ihrem Pony aber den Eindruck vermittelt, sie sei nur noch halb so entschlossen, ernsthaft und hartnäckig wie früher. Und da das Alter, anders als in Deutschland, weniger wichtig ist – hier wäre es undenkbar, einen 71- jährigen Mann zum Kanzler zu machen –, wird es schwer, die Wähler davon zu überzeugen, dass sie noch die sei, die die Wähler von früher gewohnt sind. Es besteht noch Hoffnung – die Amerikaner kennen nämlich nicht Liselotte Pulver. An sie, die nichts Präsidiales an sich hat, würden die älteren Yankees denken, wenn sie die ehemalige Außenministerin sehen. (Wegen mir könnte sie Bundeskanzlerin werden. Leider ist sie Schweizerin.) Da Frauen in der Regel älter als Männer werden, wäre es überhaupt nicht abwegig, sie 2016 – sie ist da immerhin schon 69 – zu wählen. Vielleicht will sie gar. Vielleicht hat sie Gefallen an einem Leben ohne Politik gefunden.

So wie Pofalla, der bald einen lukrativen Posten, der extra für ihn geschaffen wurde, bekleiden darf. Dass die Bahn und er dafür scharf kritisiert werden, will etwas heißen, denn bisher sind meist jene, die sich darüber aufgeregt haben, als Neidhammel betitelt worden. Das dem diesmal nicht so ist, kann nur am Ausscheiden der FDP aus dem Bundestag liegen. Binnen weniger Monate muss sich unser Neidgefühl verzehnfacht haben. Was soll das erst in vier Jahren werden? Dann sind wir des Neides überdrüssig und wählen vor lauter Verdruss die Liberalen zurück. „18 Plus“ lautet dann deren Motto.

Ich gebe zu, nicht neidisch auf Pofalla zu sein. Vielleicht kommt das noch. Vermutlich dann, wenn sich eine Zeitung dazu aufrafft, uns mitzuteilen, was er dort überhaupt machen soll. Bis jetzt habe ich nur gelesen, er werde Lobbyist, also ein Versicherungsvertreter für Parlamentarier. Während gewöhnliche Vertreter ins Haus schneien, laden Lobbyisten ihre Klientel, um diese für ihre Ziele zu gewinnen, zum Essen ein. Oder sie fahren mit den Abgeordneten irgendwo hin. (Mich tröstet der Gedanke, dass ich schon mehr als 100 Lebensversicherungen hätte, wenn mich Vertreter regelmäßig zu irgendwelchen Veranstaltungen einladen würden.)

Aber was will die Bahn von ihm? Sicherlich soll er dafür sorgen, dass alles bleibt wie es ist. Wer will schon seine Monopolstellung verlieren? Obwohl es heißt, Konkurrenz würde das Geschäft beleben, muss das nicht unbedingt schlecht für die Bahnfahrer sein. In England bezahlen die Kunden die Privatisierung teuer – die Firmen, denen erlaubt wurde, für eine bestimmte Zeit eine bestimmte Strecke zu bedienen (manchmal auch mehrere), flöhen die Fahrgäste nach Strich und Faden aus. Solange nicht zwei oder drei unabhängige Anbieter eine Route befahren, macht es keinen Sinn, private Anbieter zuzulassen. Das einzig gelungene Beispiel scheint mir der Hamburg-Köln-Express zu sein. Es hat was, in „Rheingold“-Wagen zu sitzen. Ich wäre auch mit Reichsbahn-Wagen höchst zufrieden. Gemütlicher und bequemer kann man nicht reisen.

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Eine Antwort zu Will sie noch? Wenigstens muss sie nicht zur Bahn gehen.

  1. Trinity sagt:

    Thank you for helping out, fantastic info. “Considering how dangerous everything is, nothing is really very frightening.” by Gertrude Stein.

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