Wenger for President

Gott, von atheistischen Alliens, die im Begriff sind, die Erde sich ihrer Untertan zu machen, erst seiner Macht beraubt und dann von ihnen vor die Wahl gestellt, wo er denn sein irdischen Leben führen möchte, würde, wie schon Maximilian I. 500 Jahre vor ihm, zwar wieder Frankreich wählen, jedoch täte er sich vermutlich schwerer, eine Entscheidung zu treffen. Und das nicht nur wegen seines größeren Wissens über die Welt, sondern auch wegen des Landes, speziell deren Männer, denn es dürfte ihm nicht entgangen sein, dass zwei der bekanntesten gerade dabei sind, das Bild vom französischen Homme, der immer die Contenance bewahrt, alle mit seinem Charme und Witz bezirzt und hoch kultiviert ist, fast so zu ramponieren, dass für dessen erfolgreiche Restaurierung jene, die es gemalt haben, wieder auferstehen müssten. Da der liebe Gott das bisher nur einmal erlaubt hat, ist klar, dass diese Option ausscheidet. Es wäre auch ungerecht, hieße es doch gleich, die Franzosen würden bevorzugt. Ganz untätig bleiben konnte er aber auch, denn das hätte bedeutet, auf die schnelle ein neues Land zum Paradies auf Erden erklären zu müssen. Und wie leicht vertut man sich, wenn es schnell gehen muss. Wie gut, dass es noch einen Trumpf gibt – nämlich Wenger, ein Fossil aus der Zeit, als Frankreich noch als die Kulturnation, der man unbedingt nachstreben müsse, galt. Damals konnten die Franzosen es sogar mit dem mächtigen Amerika aufnehmen. Groß und steif wie de Gaulle, ein ebenso knautschiges Gesicht wie Gabin, dessen sprichwörtlicher Gelassenheit er in nichts nachsteht, sowie ein Hauch Montand machen Wenger zum Vertreter eines untergegangenen Frankreichs. Gestern wäre er bald selbst untergegangen, mit seinem Sieg, den niemand erwartet hatte, da ein solcher aufgrund der Schläge, die er hinnehmen musste (unter anderem haben seine beiden besten Spieler innerhalb von sieben Tagen den Verein verlassen), als nahezu ausgeschlossen galt, umgibt ihn nun ein Heiligenschein, den nur Haderer so leuchtend und strahlend hinbekommt. Zwar ist er nicht ganz unschuldig an den Transfers sowie am schlechten Start, jedoch hat er die harte Kritik, die in letzter Zeit auf ihn eingeprasselt ist, nicht verdient. Er ist aber cool geblieben. Wie jammerschade, dass er sich ausschließlich nur für den Fußball interessiert, denn ein Mann mit dieser Aura würde auch einen guten Präsidenten abgeben. Frau Merkel müsste dann zwar auf Bisous verzichten, die Nation wäre dafür aber beruhigter. So ist nur deren Ehre gerettet.

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