Da ich es mit den Überschriften in letzter Zeit nicht so gehabt habe, bin ich froh, mal wieder mit einem griffigen und spannenden Titel einen Artikel aufmachen zu können, wobei ich einräumen muss, dass der Aufmacher nicht der Kreativabteilung meines Gehirns zuzuschreiben ist, sondern ich dem Buch “Nieder mit dem Krippenspiel“ (interessant für alle, die ein Laientheater an einer Schule betreiben), auf das ich bei meiner Recherche gestoßen bin, diese reißerische Headline verdanke. Dass ich den Titel des Ratgebers nicht wortwörtlich übernommen habe bzw. für die Abschaffung des Krippenspiels plädiere, liegt einzig und allein am MDR, genauer an dessen Sendung “meinFigaro“ sowie dessen Nachrichten. Die Macher des immer sonnabends gesendeten interaktiven Magazins hatten, wie ich nun herausgefunden habe, die (fürchterliche) Idee, die Weihnachtsgeschichte neu erzählen zu lassen – Heiligabend war mir dies, als dauernd von Mareike, die ein Kind in einem Schuppen zur Welt gebracht hat, die Rede war, nicht so ganz klar. Vermutlich hätte ich gelassener zugehört, wäre ich im Bilde gewesen – die junge Frau war mit ihrem Freund in einem Lieferwagen? (leider kann man die Sendung nicht noch einmal hören), als ihre Wehen einsetzten. Da der Akku ihres Handys war leer und das Auto eine Panne? hatte, blieb ihr nichts anderes übrig, als dort, wo sie strandeten, zu gebären. Natürlich hörte sich die Story viel schmalziger an, als ich sie hier verkürzt wiedergebe. Und genau das Schmalzige und Schwülstige hat das Zuhören unerträglich gemacht hat – ich habe mehr als bei jedem Courths-Mahler Film (nur zur Information der jüngeren Leser: das ist die Frau, deren Romane das Fernsehen vor dem Rosemunde Pilcher Zeitalter verfilmte) gelitten. Ich glaube, herausgehört zu haben, dass jemand gar schluchzte. Wären mir beim Hören bloß die Szenen, in denen Jakes Harper’s Mutter dessen Stiefbruder zur Welt bringt, eingefallen. Diese vor Augen hätten mich in die Lage versetzt, die Sendung weiterzuverfolgen. So blieb mir, um nicht schon vor dem Fest in eine Weihnachtsdepression zu geraten, nichts anderes übrig, als abzudrehen. Auf der Webseite dieser Reihe ist der erste Teil eines Beispielartikels aufgeführt. Die anderen Teile habe ich gar nicht gelesenen – mir war der Anfang der Geschichte, bei aller gesellschaftskritischer Kritik, einfach zu doof. Mir ist auch bis heute völlig unklar, was der Autor mir sagen will. Was wollten die Macher eigentlich bezwecken? Und wie kann man überhaupt auf die Idee kommen, die Geburt Jesus in unsere Zeit zu verlegen? Mir ist Mr. Beans Variante des Krippenspiels lieber, trotz aller Blasphemie. Zu allem Überfluss hielt die Nachrichtenredaktion es noch für nötig, darauf zu verweisen, dass viele Menschen zu den hiesigen Krippenspielen gekommen wären. In Sachsen-Anhalt gar Tiere (Rinder) zum Einsatz gekommen wären. Ich kann mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass ich als Kind nicht mitgemacht hätte. Das wäre mir damals schon zu albern gewesen.
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