Ein deutsches Verb für diese Art der Vergnügung wüsste ich schon, jedoch ist es so gut wie ausgeschlossen, dass sich die Deutschen dafür begeistern. Vermutlich sind wir zu ungesellig, zu maulfaul. Die Briten haben dafür auch ein Verb, jedoch klingt das nicht so vornehm wie das deutsche. Es beschreibt eine Tätigkeit, die bei den Insulanern zu einer Tradition, die sie mit großer Begeisterung pflegen, geworden ist. Lt. Wiki würden die Basken sich ebenfalls dieser noblen Aktivität hingeben. Männer würden dort einen Txikiteo oder einen Chiquiteo machen. (Mir scheint, sie haben ihr Tun substantiviert.) Frauen gingen seit geraumer Zeit auf Poteo, auf denen es weit weniger streng zugeht, sie darum nicht einmal vor ihren Geschlechtsgenossinnen mit Zahlen prahlen können. Die baskischen Frauen haben – sehr zur Freude jener Ärzte, die sich mit den Folgen des Sports plagen müssen – ihrem Vergnügen jedweden Wettkampfcharakter genommen.
Soweit sind die Männer noch nicht. Wenigstens haben sie den Wettbewerb umbenannt, denn früher hieß unter anderem auch „Bohemian Death March“ (die einzige Sportart, die ein Bohemien als Bohemien betreiben kann), heute wird er als „Pub Crawl“ bezeichnet. Statt unterwegs zu sterben kriecht man heute auf allen Vieren, und das von Kneipe zu Kneipe. Die Disziplin verbindet das Nützliche mit dem Angenehmen – man trinkt und erweitert gleichzeitig seinen Horizont, denn hat man seine 0,568 Liter Bier ohne Schaum geschafft (das ist für mich gelebte Nachhaltigkeit, denn der Verzicht auf eine Blume sichert wertvolle Ressourcen), geht es gleich zum nächsten Etablissement weiter. Zudem fördert der Spaß das Herausbilden einer egalitären Gesellschaft – wichtig ist nicht, wo man sein Bier trinkt, sondern wie viele man schafft. Damit bin ich wieder bei meinem deutschen Verb: Wenn Ihnen jemand voller Stolz sagt, er habe gestern vier gekneipt, hat er nicht nur vier Bier getrunken, sondern dies in vier verschiedenen Kneipen getan. (Zur Zeit beschreibt das „Kneipen“ noch eine passive Tätigkeit – man sitzt dort, um Alkohol zu trinken.) Vier Pints verdienen schon Respekt. Kampftrinker, so vermute ich, können darüber nur lachen. Und selbst für Amateure sind das nicht sehr viele Biere.
In „The World’s End“ ist die Zahl 12 das Maß aller Dinge; die gilt es, zu erreichen. Fünf Männer (vier von ihnen nicht ganz freiwillig) um die 40 versuchen, ihren Rekord, den sie als Schüler in ihrem Heimatort aufgestellt hatten, um ein Pint oder einen Pub (je nach Sichtweise) zu erhöhen. Dass ausgerechnet in diesem malerischen Ort „Robots“ sie daran hindern könnten, hätte keiner von ihnen gedacht. Andererseits ist es in einer Kleinstadt wie Newton Haven, die, so lassen die Aufnahmen vermuten, in Yorkshire, der „führenden Destination 2013“ liegen könnte, weitaus wahrscheinlicher, statt 12 Pubs Aliens oder Robots vorzufinden. (Die Mühe, den Ort auf der Landkarte zu finden, können Sie sich ersparen. Es gibt ihn leider nicht. Das macht ein Nachahmen praktisch unmöglich.)
So vielversprechend, wie es klingt, war es dann doch nicht. Die Kampfszenen haben mich zwar begeistert (teilweise sind sie gar ganz amüsant), jedoch kam das Komödiantische viel zu kurz – ich konnte kaum lachen. Der wichtigste Protagonist (er heißt Gary King) ist mir gehörig auf die Nerven gegangen. Dass das „Netzwerk“, das die Robots dirigierte, auch an ihm verzweifelte, ist nur ein schwacher Trost. Erst dachte ich, es würde an der Synchronisation liegen. Zu Hause habe ich dann festgestellt, dass in den englischsprachigen Foren viele meine Meinung teilen. Nur die Kritiker sind begeistern. Selbst ein knapp 80-jähriger (Philip French) findet ihn toll. Entweder bin ich innerlich noch älter als er oder ich mir fehlt der Humor.
Oder ich bin, ohne es zu merken, schon zu einem neuen Wesen mutiert. Aliens, Androiden, Mutanten und nun Robots – das verkraftet nicht jeder. Wie sehne ich mich danach, zu erleben, wie George Cloney als Astronaut ohne Raumschiff durch den Weltraum jagt.
PS: Die Musik ist super.