Viva la Monarchie!

Bedauernswerte Franzosen – hätten sie ihren König nicht gestürzt, wäre ihnen der leidige Rummel um Hollandes Frauengeschichten erspart geblieben. Wie das? Dank des strengen Hofprotokolls, das dem König keine Minute, in denen er ganz für sich war, gestattete, gab es am Hof in Versailles keine Geheimnisse. Selbst nachts war ein Diener bei ihm. Der schlief auf dem Bettvorleger. Wurde der Roi wach, rückten sofort die Bedientesten in sein Schlafgemach ein. Jeder hatte seine Aufgabe. Alles war genau geregelt. Wer vom Hofstaat wissen wollte, wie der Stuhl des Königs aussah, brauchte nur die Person, die für die Entsorgung verantwortlich war, zu fragen. Vermutlich hat er, als er die Schlafräume verließ, laut ausgerufen, dass dieser vorzüglich sei. Mittels Twitter ließe sich heute diese wichtige Information schnell und vor allem effizient in die Welt tragen. Natürlich mit einem Foto, was den Leuten, die sich dafür interessieren, in die Lage versetzen würde, sich selbst ein Bild über den Zustand der Notdurft zu machen. Alles wurde ausposaunt. Bei allem waren Leute dabei.

Für die Leute der NSA wäre das ein Alptraum – selbst ihre letzten Sympathisanten würden schnell der Auffassung sein, dass die Arbeit der digitalen „Schlappohren“ überflüssig sei. Zustände wie am Hof Ludwigs XIV können sich die Abhörspezialisten einfach nicht wünschen. Und die Journalisten erst. Sie müssten dann über die wirklich wichtigen Dinge schreiben. Nichts mehr mit Boulevard, denn Tratsch und Knatsch kämen frei ins Haus. Angesichts der Fixierung der Medien auf Hollandes Privatleben spräche darum vieles dafür, ihn für zwei oder drei Wochen zum„Pudding I“ auszurufen. (Einen treffenderen Spitznamen hätten die Franzosen nicht finden können. Ich schwanke noch, welcher Pudding am besten zu ihm passt. Der Plumpudding liegt leicht in Führung.) Natürlich bekäme er, wie es sich für eine Republik gehört, keine Krone. Wäre er vor einer Woche zum König gekrönt worden, hätte die Einhaltung des Hofzeremoniells des Sonnenkönigs dafür gesorgt, dass die Zeitungen Titel, die mit Hollandes gestriger Regierungserklärung (nun beabsichtigt auch er, rigoros zu kürzen) zu tun haben, gewählt. (Stattdessen hieß es bspw. „Hollandes pikanter Moment der Wahrheit“.) Da nicht „Pudding I“, sondern Hollande die Pläne verkündet hat, interessiert sich für diese jedoch niemand so recht. Vielleicht kommt das ja noch. Dank der Schlagzeilen, die seine Liaison mit der Schauspielerin Gayet im Augeblick macht, scheint er die erste Hürde locker genommen zu haben. (Als König säße er schon in der Bastille.)

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