Statt Ican Soldaten würdigen

Während wir uns nach der Entscheidung des Friedensnobelpreiskomitees, Obama nach gefühlten 100 Tagen im Amt den Preis zuzuerkennen, noch eine Weile gedulden mussten, um absolut sicher zu sein, dass die Wahl falsch war, wurde gestern nach der Bekanntgabe, die Arbeit eines Netzwerks namens Ican zu würdigen, das sich für die Abschaffung aller Atomwaffen einsetzt, schnell klar, dass das Komitee mal wieder auf das falsche Pferd gesetzt hat – was Ican macht ist zwar wichtig, jedoch nicht wichtig genug, um diese Auszeichnung zu erhalten, sprich Ican hätte den Preis verdient, wenn die Menschen nahezu in einer Idealwelt, in der der Besitz von Nuklearbomben eines der wenigen Problemen, mit denen sie sich herumplagen müssten, leben würden. Davon sind wir aber weit entfernt. Daher gilt, die zu würdigen, die dafür sorgen, dass Gruppierungen, die ihre Macht mit mittelalterlichen Methoden auszuüben pflegen, gestoppt bzw. vernichtet werden. Warum also hat die Jury sich nicht entschieden, den Nobelpreis allen Soldaten, die gegen ISIS kämpfen, zu widmen? Wenn das Komitee schon in den 40er Jahre alle, die gegen Hitler gekämpft haben, ignoriert hat, wäre es diesmal an der Zeit gewesen, jene, die ihr Leben aufs Spiel setzen, zu würdigen. Schwindet der Einfluss ISIS‘ so rasch wie in den letzten Wochen, hat das Komitee keine Chance, im nächsten Jahr, wenn es um die endgültige Aufteilung der Macht in der Region geht, „Verbündete“ dann sicherlich zu Feinden werden, den Fehler zu korrigieren. Heute wäre die Auszeichnung zugleich als Würdigung und Mahnung aufgefasst worden. Gut möglich, dass es in einem Jahr gar nichts mehr zu würdigen gibt. Die Wahl hätte natürlich einen großen Aufschrei und jede Menge Streit ausgelöst (Assad, Putin etc.). Vermutlich hätten die Ausgezeichneten nicht einmal geschafft, sich eine auf gemeinsame Dankesrede zu einigen. Aber es wäre ja schon beruhigend, bei Verleihung einen irakischen Soldaten neben einer kurdischen Milizionärin stehen zu sehen. Oder zu wissen, dass ein syrischer „Tiger“ und SDF-Soldat, die beide gegeneinander gekämpft haben, unter den Vertretern anwesend waren. Mit Sicherheit hätte ein Soldat der Saudis es auch auf das Gruppenbild geschafft. Mit dem Besuch des saudischen Königs in Russland sind, so könnte man meinen, diese ja jetzt zu Gegnern ISIS‘ geworden. Ganz sicher bin ich mir aber nicht. Jedenfalls habe sie es sich eine Menge Geld kosten lassen, glaubwürdig zu erscheinen – die Saudis kaufen u.a. das neueste Flugabwehrsystem (S-400) der Russen. Zudem wollen sie ihnen beim Aufbau einer eigenen Rüstungsindustrie helfen. Wer Putin nun als Krupp, der Waffen an Freund und Feind verkauft hat, mit denen sie aufeinander schossen (Preußen, Frankreich 1870), bezeichnet, liegt nicht ganz falsch – die Iraner, mit denen sie in Syrien gemeinsam kämpfen, haben das ältere System, deren Erzfeind das modernere. Da die Gefahr eines Krieges zwischen beiden dadurch nicht geringer wird, beweist dieser Rüstungsdeal wieder einmal, dass Atomwaffen (ich bin wieder bei Ican) nicht das Hauptproblem sind, sondern konventionelle Kriege, die viel leichter zu entfesseln sind. Und wenn die Saudis es sich noch leisten können, eine Tag nach der Unterzeichnung der Verträge das amerikanische System (Thaad), mit dem die Amerikaner Kims Raketen vom Himmel herunterholen wollen, zu kaufen, zeigt dies nur, wie verrückt diese Welt geworden ist.

PS: Wenigstens haben sich die Briten noch ihren Humor, der etwas gewöhnungsbedürftig ist, bewahrt. Wer weiß, ob nach dem Brexit überhaupt noch jemand nach Cambridge kommt.

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