Nichts gegen die deutsche Gründlichkeit, aber gegen K, der beim Los Angeles Police Departement als Blade Runner dafür zuständig ist, Auslauf-Replicants zur Strecke zu bringen, steht sie auf verlorenem Posten – während hierzulande selbst der gewissenhafteste deutsche Beamter nach der Ausführung seines Auftrags (es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis beamtete Kopfgeldjäger bei uns ihren Dienst versehen werden) selbstzufrieden ins Büro fährt, um einen Bericht darüber zu schreiben, nimmt K sich noch Zeit, nach Außergewöhnlichem zu suchen, bevor er in sein Auto steigt, das ihn auf dem Luftweg – natürlich per Autopilot – wieder zurückbringt. (Er muss es nur selbst wieder herunterbringen.) So ist er halt, der Blade Runner – er sucht solange, bis er etwas findet, das ihn weiterbringen könnte. Selbst bei der Arbeit mit dem Mikroskop ist er derjenige, der den entscheidenden Hinweis entdeckt. Sollte es Menschen geben, die immer noch gedacht haben, sie wären besser als Roboter, werden die eines Besseren belehrt – Blade Runner 2049 ist viel gründlicher und genauer als wir. Wer nun glaubt, der Film könne nur langweilig sein, irrt – Goslings nonchalante Disziplin als K macht den Film für alle, die keine Lust darauf haben, ohne Pausen mit Actionszenen bombardiert zu werden, zu einem absoluten Muss. Wenn mich jemand fragen würde, wem K, dessen Arbeit wegen des Falls, der ihm übertragen wird, immer mehr jener eines Kommissar entspricht, am ähnlichsten sei, fiele meine Wahl auf Maigret, der die Dinge ruhig angeht und außer seiner Pfeife (bei Blade Runner sind es Zigaretten) keine Laster hat (Holmes kokst, Poirot ist zu albern und Marlowe trinkt). Und da das Metier des Kriminalisierens zu den wenigen gehört, in dem übermäßiger Eifer die Karriere hemmen kann, ist es auch ganz plausibel, dass man mit der Arbeit Ks nicht mehr zufrieden ist. Zu allem Überfluss glaubt er dann noch, er würde gegen sich selbst ermitteln, was in der Geschichte der Kriminalliteratur vermutlich noch nie vorgekommen ist. Die Geschichte spielt, wie der Titel schon sagt, im Jahr 2049 in Kalifornien, das, wie gleich am Beginn zu sehen ist, mit Solarkraftwerken (ein Rätsel, wie die aufgrund ständigen Smogs sowie jeder Menge Regen funktionieren können) und Folienzelten, die man in diesem Ausmaß heute schon erleben kann, wenn man das Glück hat, beim Landanflug in Schiphol am Fenster zu sitzen, zugepflastert ist. Grauer geht es wirklich nicht. Bloß gut, dass keine Menschen mehr in dieser Ödnis, zu der das Land wegen einer Atomunfalls geworden ist, leben müssen. Mir war es jedenfalls so, als würde die Erde von Replikanten und Androiden beherrscht werden. Selbst Hollywood, dessen große Buchstaben auf der Anhöhe uns der Regisseur Villeneuve vorenthält, scheint es nicht mehr zu geben.
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