Was alle, die sich halbwegs vernünftig ernähren, immer schon wussten, jedoch, um sich nicht unbeliebt zum machen, lieber für sich behielten, ist jetzt bewiesen – die Gerichte vieler Promiköche, einer Clique, der man, wenn es ganz dumm läuft, nur durch das Abschalten des Fernsehers entkommen kann, sind fetter als jene, die, da man sie nur in die Mikrowelle hineinzuschieben braucht, völlig zu recht als Fertigprodukte bezeichnet werden. Bis jetzt gilt das nur für Großbritannien, angesichts der überraschenden Erkenntnis, dass Jamie Oliver (immerhin ein Koch, der berühmter als Paul Bocuse ist), auch zu denen gehört, in deren Kochbüchern Rezepte, die Fettleibigkeit und Gicht hervorrufen, zu finden sind, wäre es töricht, zu glauben, Vorschläge in Büchern, die deutsche Starköche veröffentlicht haben, würden alle Nach-Kocher bzw. Alles-nach-Vorschrift-Esser schlank und rank machen. Bei Oliver hatte ich schon immer wegen seiner Bratkartoffeln, die tief schwarz serviert wurden (das ist einige Jahre her), große Bedenken – 10 Portionen von denen, und ich muss mich mit dem Gedanken vertraut machen, irgendwann einmal an Krebs zu erkranken. Meine Mutter meinte gar, er würde dreckige Pfannen verwenden, was ich nicht bestätigen kann (mir fehlt dafür der Blick). Sollte dies der Fall sein, wäre, rein theoretisch natürlich, in jeder Pfanne nur ein fettarmes Gericht (das allererste) zubereitet worden, was natürlich entschieden zu wenig ist. Ich denke, hier gibt es ein beträchtliches Steigerungspotential.
Nichtsdestoweniger ist die britische Küche – ich gebe zu, dass meine Kenntnisse über sie rudimentär sind – gar nicht üppig, was ich von jener deutschen, die es im Fernsehen zu bestaunen gibt, weiß Gott nicht behaupten kann. Der Butterverbrauch ist immens. Überall kommt welche rein. Und das in großen Mengen. Nicht auszudenken, wenn die Mittelmeeranrainer kein Olivenöl nutzen würden. Gibt es Anzeichen, dass die Kochsendungen-Blase im Fernsehen in nächster Zeit platzen könnte? Viel spricht nicht dafür. Wer kommenden Sonnabend nachmittags die Glotze anmacht, kann dies in der Gewissheit tun, weder bei der ARD noch beim ZDF Vor-Kochern zu begegnen, was schon einmal recht ermutigend ist. Diesen Nachmittag und die nächsten sollte man genießen, denn ich fürchte, spätestens am 2. Samstag im Januar wird alles wieder seinen gewohnten Gang gehen.
Es wird sich zeigen, ob deutsche Ernährungswissenschaftler den Mut haben, sich mit der Kochlobby anzulegen. Ich denke, sie würden zu den gleichen Ergebnissen wie die Briten kommen.
Wer nicht so lange warten will bzw. auf exotische Küche steht, ist bei Sanjay Thumma, der ein Internetkochstudio betreibt, bestens aufgehoben. Dessen Gerichte kann man wirklich nachkochen (vorausgesetzt, man hat alle Gewürze). Und in fünf Minuten ist alles erklärt. Das finde ich spitze. Beim „Dahi Bhendi“ warnt jemand vor „bad gases“ (ich vermute, er meint Blähungen), die von der Okra kommen sollen. Ich tippe eher auf die Gewürze.