Neue Polizisten braucht das Land

Bis heute habe ich gedacht, Stalin sei die Ausnahme von der Regel, die, da mir über den Georgier, anders als beim Ostfriesen, der Dinge tut, die ich nur ihm zutrauen würde, oder beim Sachsen, der schrecklich gerne Kaffee trinkt, nichts Ungewöhnliches oder Charakteristisches bekannt ist (mit Radio Jerewan hat er auch nichts am Hut), besagt, seine Landsleute können nicht so wie er sein. Nun muss ich mich revidieren, denn seit ungefähr drei Stunden habe ich den Eindruck, dass die Georgier als Polizisten geboren werden – der Spiegel berichtet über drei Leute (dass Saakaschwilli zum Gouverneur Odessas ernannt wurde, ist ja bekannt), die die ukrainische Justiz und Polizei wieder auf Vordermann bringen. Und das recht erfolgreich, da sie autoritär sein dürfen. Sozusagen super Light-Varianten Stalins, der zu den Politikern gehört, die sich am unverfrorensten des Staatsapparates zur Durchsetzung ihrer Ziele bedient haben. Sicherlich tummeln sich noch viel mehr in der Ukraine. Von deren ausgeprägten Sinn für Ordnung und Disziplin, von dem ich gedacht habe, der liebe Gott hätte dieses Privileg nur einem Volk verliehen, sollten noch mehr Länder profitieren, zumal sie sich darauf verstehen, die Polizisten modebewusst auszustaffieren, Wer in die Ukraine fährt, ohne den Artikel gelesen zu haben, könnte angesichts der Polizisten, die wie jene in der „Police Academy“ gekleidet sind, meinen, die neue Folge müsse in Kiew spielen. Ob das für deutsche Polizisten, die in ihrem Grün recht fade daherkommen, die passende Uniform wäre, wage ich zu bezweifeln. Wegen eines Berichts, den Phönix heute Abend ausgestrahlt hat, frage ich mich, ob wir nicht besser daran täten, sie damit zu beauftragen, unsere Polizei zu straffen – ein Grenzbeamter, der in der Grenze zu Österreich sein Dienst verrichtet, würde sich mit einem Flüchtling im Durchschnitt eine Stunde lang beschäftigen. Als Laie bzw. aus der Erfahrung, dass deutscher Behörden darauf erpicht sind, einen so schnell wie möglich aus dem Büro zu haben, bin ich sehr erstaunt darüber, dass die Abfertigung an der Grenze so lange dauern soll. Mein naiver Verstand sagt mir, dass der Georgier die Daten in zehn Minuten aufgenommen hätte. Wenn er sich aus Jux als Verwandter Stalins ausgeben würde, dauerte es nur halb so lang. Nach der Aufnahme geht der Albtraum wieder von vorne los – wegen des Föderalismus‘ werden sie nicht dahin gebracht, wo Unterkünfte zur Verfügung stehen, sondern auf die Bundesländer nach einer bestimmten Quote verteilt. Noch verrückter wird es, wenn sie in Gegenden kommen, in denen Wohnraum en masse zur Verfügung steht, dieser jedoch ihnen nicht zur Verfügung gestellt wird. Über die Gründe kann ich nur spekulieren. Vermutlich fürchten sich viele Lokalpolitiker und leitende Beamte sich vor den Protesten der Nachbarn. Ihre Stadt würde in einem schlechten Licht dastehen würde, was potentielle Investoren vergraulen würde. Ein Georgier wüsste sich sicherlich zu helfen – für den Fall, dass sich die Flüchtlinge partout nicht an die hiesigen Schlafgewohnheiten halten, würde er jeden Abend einen Zapfenstreich veranstalten. Wie schön, dass es Karl Valentin gibt.

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