„Mutti“ – bald fast allein zu Hause

Was wird „Mutti“ nun ohne mich machen? Nicht dass ich mir Sorgen mache, „Mutti“ könnte aus Kummer, mich nicht mehr verhätscheln zu können, depressiv werden oder sich gar etwas antun. Nein, diese Befürchtung muss ich zum Glück nicht haben. Vielmehr treibt mich nach ihrem Rücktritt herum, wie sie die vielen Stunden – wenn ich den Schlaf, ohne den selbst „Mutti“ nicht auskommt, hinzuzähle, ist sie 24 Stunden am Tag für mich da –, die sie für mich opfert, anderweitig auszufüllen gedenkt. Meine Neugier, zu wissen, was sie danach machen wird, ist so groß, dass ich den Tag, an dem sie von ihrer Kanzlerschaft lässt, herbeisehne. Dabei hatte es mich bis Sonntag nicht gestört, wenn sie so lange wie Queen Victoria regiert hätte. Nun ist aber alles anders. Nun möchte ich unbedingt wissen, wie „Mutti“, die privat eine Wagnerianerin, die gerne Kartoffelsuppe kocht, ist, die freien Stunden nutzen wird. Wird sie den ganzen Tag Wagner hören, um dann wie Ludwig II. in einem See (ich habe mir sagen lassen, dass es in der Uckermark auch romantische Gewässer geben soll) den Tod zu suchen? Wohl eher nicht. Oder folgt sie dem Beispiel Thatchers, bis heute die einzig weltweit bekannte Regierungschefin, an der sich Politiker vom Schlage „Muttis“ orientieren können? Da sie außer Politik nichts weiter konnte, sprich sie auch nach ihrer Pensionierung nicht davon lassen konnte, den Tories vorzuschreiben, was sie zu tun und zu lassen hätten, wäre die Eiserne Lady wahrlich kein gutes Vorbild. „Mutti“ wird es wie die Männer machen, von denen fast alle den Gang ins Abseits gut überstanden haben. Jeder auf seine Weise. Manche können von der Öffentlichkeit lassen (Bush der einzige ehemalige US-Präsident, der nicht das Bad in der Menge sucht). Andere verdienen sich noch etwas hinzu (wenigstens kann man Schröder nicht nachsagen, er würde auf der Haut liegen, während andere seiner Altersgruppe gezwungen sind, noch einen Job anzunehmen). Dann gibt es noch Chefs, die erfolgreich Zeitungen machen. Verblüffender Weise hat kaum jemand den Schritt in die Kunst gewagt. Bush ist da die große Ausnahme. Ich glaube, das wagen nur Leute, die sich während ihrer Regierungsjahre den Ruf erarbeitet haben, gegen Kritik resistent zu sein. So malt Bush trotz der Einschätzung der Experten, kein Talent für die bildende Kunst zu haben, munter weiter. (Weiß Gott, was Trump machen wird, wenn er nicht mehr im Amt ist.) „Mutti“ und Kunst? Ich bin skeptisch, was die Sache natürlich noch aufregender macht, da „Mutti“ eben alles und nichts kann.

Mein Tipp: Sollte ein Regisseur planen, einen Film mit „Miss Marple“ zu drehen, wäre es ratsam, zu warten, bis „Mutti“ frei wird. So gut wie die Rutherford ist sie sicherlich nicht. Trotzdem könnten es reichen.

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