Mit einem Gespenst kann man sich arrangieren

Es ist nicht so einfach, jemanden, der in der Regel als Monster, das ausgeschaltet werden müsse, gilt, als Gespenst, das irgendwann aufhört, herumzuspuken, wahrzunehmen. Mehr kann Putin im Westen nicht erreichen. Wenn der Guardian schreibt, er trete in die Fußstapfen Stalin, dann meint er natürlich nicht dessen Leistung als Staatsmann, der die Welt vor den Nazis rettete, sondern den brutalen Herrscher, der zig Tausende töten ließ. Kann man es sich leisten, 6 Jahre lang Putin zu dämonisieren? Angesichts eines faltenlosen Gesichts (glatt wie ein Kinderpopo am Tag der Wahl) sieht es nicht danach aus, als ob er vorzeitig abtreten würde. Während Biden aufs Fahrrad muss, um den Wählern zu zeigen, dass er fit ist, braucht Putin nur die Leiter eines Langstreckenbombers hochzuklettern (30 Minuten soll der Flug gedauert haben). Natürlich haben wir ihn auch schon anders gesehen. Der Blog kann sich noch gut an den Spott, der in den Foren auf ihn niederprasselte, erinnern – gleich zu Beginn des Kriegs, weil sein Sitzhaltung vermuten ließ, er müsse starke Schmerzen im Rücken haben. Natürlich wegen des Kriegsverlaufs, der angeblich nicht wie geplant verlief. (Der Blog bezweifelt, ob man überhaupt einen Plan hatte. Je unklarer die Ziele, desto höher die Erfolgschancen.) Immerhin hat man es geschafft, dank des breiten Puffers den Krieg von der Krim fernzuhalten (das war wohl auch das eigentliche Ziel des Angriffs von allen Seiten). Das Putin nun sogar noch besser als erwartet dasteht, hat er der Offensive der Ukrainer, in der Soldaten für wenige Kilometer Raumgewinn verheizt wurden, zu verdanken. Der Angriff auf russisches Gebiete während der Wahl dürfte ihm auch geholfen haben (die TAZ, voller Lobes über die „Wlassow-Leute“, wie sie in Russland genannt werden, als Wahlhelfer Putins, wer hätte das gedacht). Angesichts dieser Pleiten kann Putin das Gespenst für lange Zeit abhaken. Wegen seiner Armee bleibt er der Dämon. Mützenichs Idee, den Krieg einzufrieren, kommt zu spät.

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