„Kuba den Kubanern, Indien den Indianern“

(bis hierhin angeblich von Ulbricht) und Griechenland den Griechen (das ist nun definitiv von mir) – warum hängen sich Europas Politiker in den kürzesten und unverhofftesten Wahlkampf, den es je gegeben hat, wenn sie außer der Plattitüde, die Griechen stimmten zwischen Euro und Drachme ab, nichts Konkretes zu bieten haben? Statt ihnen schriftlich zu geben, was ihnen blüht, wenn sie die beiden Fragen, die Syriza zur Abstimmung vorlegen will, mit Ja beantworten, schüren sie unter den Griechen die Angst vor einer eigenen Währung. Da viele nicht nur schrecklich schwer enttäuscht von Tsipras sind (könnte man deren Enttäuschung messen, hätte sich der Zeiger am Ende der Skala verbogen), sondern auch an seinem Verstand zweifeln sowie seinen Realitätssinn in Frage stellen, bleibt den Griechen gar nichts anderes übrig, als zu glauben, jene, die Drachme wollen, wären eh zu blöd, diese wieder einzuführen. Europas Elite denkt eben immer noch, sie brauche nur mit dem Euro zu wedeln, schon würden ihr alle folgen. Vermutlich hat sie auch recht. Was Junker, Schulz, Merkel und Co. ängstigen sollte, ist deren geringe Popularität bei den jungen Leuten, die sich von der Drachme mehr versprechen, getreu dem Motto „arm, aber sexy“. Der Euro macht hässlich und alt, vor allem aber lässt er ihnen keine Chance, sich zu entfalten. Das hält die hiesigen Politiker aber nicht davon ab, dafür zu werben, die Währung zu behalten, ohne jedoch jüngeren Menschen zu sagen, wie bzw. ob sie ihnen zu helfen gedenken. Stattdessen tun sie so, als ob ihre Staaten wegen eines Grexits (Stichwort Schulden) selbst in Not geraten könnten. Münchau setzt denen ein Schwamm entgegen. Diese Metapher hätte er gar nicht zu bemühen brauchen, schließlich hat die Krise in Griechenland dem Land Nullzinsen eingebracht. Leider merkt das niemand. Vermutlich trauen sich Merkel und Schäuble wegen der Griechen nicht, vom eigenen Austeritätskurs abzuweisen. Niemand soll sagen, wie haben uns die neuen Kitas und glatten Asphaltdecken, die die Fähigkeit haben, den Lärm zu schlucken, nur wegen der Griechen leisten können. Fast habe ich den Verdacht, dass man die Griechen nur behalten will, um weiterhin niedrige Zinsen abdrücken zu können (wenn es gut kommt, gar keine).

PS: Höre gerade von Tenhagen (bei Plasberg), Tsipras hätte das Referendum eher abhalten müssen. Dem kann ich mich nicht anschließen. Warum hätte er nicht bis zum letzten Tag verhandeln sollen? Ich denke, es ist üblich, so lange wie möglich zu verhandeln. Es bestand immer die Hoffnung, das es zu einem Schuldenschnitt kommen könnte. Wann hätte er denn die Gespräche abbrechen sollen?

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