Kriegsverbrecher in spe – für alle Fälle

Kriegsverbrecher hin oder her (der Blog verrät sicherlich kein Geheimnis, dass für Frau Strack-Zimmermann Putin schon einer ist) – erstaunlich, dass keine Organisation zu versuchen scheint, elternlose Kinder zu suchen, um sie mit deren Verwandten zusammenzubringen. Für Hilfsorganisatoren wie das Rote Kreuz sollte das eine normale Sache sein. Vermutlich kann man dort nicht einmal eine Vermisstenanzeige aufgeben. In der Welt, die sich der Blog vorstellt, würden die ukrainischen Mitarbeiter die Anfragen an ihre russischen Kollegen weiterleiten, die dann Erkundigungen einziehen. Haben sie das Kind gefunden, wäre es deren Aufgabe, dafür zu sorgen, dass das Kind zu den Verwandten gelangt. Da im Artikel des Guardians nichts auf ein solches Prozedere hindeutet, sieht es danach aus, als ob dieses Verfahren nicht ausgeübt würde. Sicherlich kann der Internationale Strafgerichtshof, der gestern gegen Putin einen Haftbefehl erlassen hat, genauere Angaben machen. Hätte Russland Waisen in die Ukraine bringen müssen? Statt dies zu tun, suchen die Behörden in Russland nach Adoptiveltern. So hat Putins Beauftragte für die Rechte der Kinder hat einen 15-jährigen Jungen, der aus Mariupol stammt, bei sich aufgenommen. Sicherlich hat auch eine Rolle gespielt, dass nach russischem Verständnis die Stadt zu Russland gehört. Hätte die Ukraine, die, aus welchem Grund auch immer, in Sachen PR als unschlagbar gilt, die Russen bitten müssen, die Kinder zurückzuschicken? Da sich auch darüber nichts finden lässt, liegt die Vermutung nahe, dass sich Kiews Fürsorgepflicht darauf beschränkte, die Welt auf dem Laufenden zu halten, wie viele Kinder Russland verschleppte. Die Russen sehen das natürlich anders – für die ist das eine Art „Kinderlandverschickung“. Der Blog kann aus eigener Erfahrung sagen, dass die Kinder über den „Kulturschock“ (russische Fahne, russische Nationalhymne) hinwegkommen werden (immerhin blieb ihnen erspart, „Jungpionier“ zu werden). Statt der russischen sehen sie nun viele ukrainische Fahnen, wobei jene, die über jedem der zig Soldatengräber wehen, ihnen den Eindruck vermitteln, dass es eine Selbstverständlichkeit sei, fürs Vaterland zu fallen. Ist Putin deshalb ein Kriegsverbrecher? Den Haag wird wissen, warum man ihn bei sich haben will. Angesichts jeder Menge schwerwiegenderer Vorwürfe gegen ihn erweckt man mit dem Haftbefehl den Eindruck, dass es für mehr nicht zu reichen scheint. Die Russen werden die Vorwürfe widerlegen können. Putin ist nun Kriegsverbrecher in spe – für den Fall, dass in seiner Heimat alle Stränge reißen sollten.

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