Krasikov – Vendetten hat der Blog bisher woanders verortet

Roter Teppich, herausgeputzte Soldaten, die alle in Paradeuniform angetreten waren, sowie ein Chef, der alleine erschien, was einigen ranghohen Politikern wegen des Eindrucks, dass die Russen, die zurückgeholt worden, alles Schwerkriminelle seien, ganz lieb gewesen sein könnte. Manchmal ist es besser, sich nicht mit seinem Vorgesetzten zu zeigen, zumal wenn ein Mörder unter den Leuten, die willkommen geheißen werden sollen, ist. Kreml-Astrologie hin oder her – Krasikov wäre von Putin nicht an der Gangway begrüßt worden, wenn dieser einen unbedeutenden Tschetschenen erschossen hätte. Viele von jenen, die in den 90ern für die Unabhängigkeit kämpften, flüchteten ins Ausland, wo sie unbehelligt geblieben sind. Einige sollen sich den Ukrainern angeschlossen haben. Über Changoschwili, der im Tiergarten erschossen wurde, sagen russische Blogger, er habe russische Soldaten gefoltert. Wiki hält sich sehr bedeckt – beim Angriff auf Nazran, an der er teilgenommen hat, sollen die Rebellen den Inguschen übel mitgespielt haben. Da beide Seiten Kriegsverbrechen begingen, war dem Kreml bzw. Krasikov (dem Blog würde nicht wundern, wenn er auf eigene Faust gehandelt hätte) eine Vendetta lieber – Beweise hätten Moskau wegen der Vergehen der eigenen Leute selbst in arge Bedrängnis gebracht. Weil jedoch einfach zu viele, die an den Kämpfen teilgenommen haben, wissen, was vorgefallen ist, konnte oder wollte man es nicht auf sich beruhen lassen. Erfahren werden wir es trotzdem nie, auch weil der Westen die Neigung hat, nur über jene schonungslos zu berichten, mit denen man auf Kriegsfuß steht. Darum ist dessen Interesse, nachzuforschen, welche Rolle Changoschwili in den Tschetschenkriegen gespielt hat, äußerst gering. Und in Moskau scheint man zur Erkenntnis gekommen zu sein, dass Pariastaat zu sein den Vorteil hat, sich nicht darum scheren zu müssen, was andere von einem halten. Brecht lag also richtig. Natürlich muss man sich das auch leisten können. Übrigens wurde vor mehr als 97 Jahren in einem ähnlichen Fall der Mörder freigesprochen. Ein Jahr zuvor hatte Scholom Schwartzbard Petljura in Paris auf offener Straße erschossen. Den hat niemanden zu beauftragen brauchen – 15 Mitglieder seiner Familie wurden in Pogromen während des russischen Bürgerkriegs ermordet. Anders als Krasikov konnte der mit Fakten dienen.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert