Kino statt Feuerwerk zu Silvester?

Schön wäre es, jedoch kann ich nicht so recht daran glauben, auch wenn die Holländer gestern verkündet haben, dass zu Silvester nicht geknallt werden dürfe, was den Staat stolze 40 Millionen € kostet. Der Betrag scheint mir so hoch zu sein, dass die Leute, die in der Nähe der Grenzen wohnen, sich schon mal überlegen sollten, wie sie den Wohnwagen-Tsunami überstehen können. Bei der Summe scheint es sogar für Hotels Sinn zu machen, in den Niederlanden um Gäste zu werben. Bspw. mit einem speziellen Übernachtungspaket zu Silvester – Raketen und Böller nach Wunsch abzgl. eines Gutscheins (25% vom Feuerwerk) sowie der Versicherung, dass der Gast den Platz, wo er knallen darf, nicht mit jemanden teilen muss. Je penibler die Angaben, desto besser die Chancen – da kann man ruhig dick auftragen, wie dass alle Knallplätze von den deutschen Behörden genehmigt worden sind (was natürlich nicht stimmt, da es keiner Genehmigung bedarf – bis jetzt jedenfalls). Fairerweise muss man eingestehen, dass die Holländer sich auch leisten können, zu Silvester nicht zu knallen. Welcher Fernsehsender zeigt schon, wie Amsterdam ins neue Jahr gekommen ist? Selbst in Indonesien nicht, wo mal die niederländische Ostindien-Kompanie uneingeschränkt herrschte, dürften die Sender Bilder aus New York, London oder Berlin jenen aus dem Mutterland vorziehen. Kommt es diesmal ganz anders? Während Asien Stunden vorher heller denn je erstrahlt, bleibt Europa zappenduster. Und womöglich Big Apple noch dazu. Selbst Moskau, wo Bars und Restaurants bis Mitte Januar ab 23:00 Uhr schließen müssen, könnte darauf verzichten. Aber haben die Politiker den Mut, der Welt einzugestehen, dass hier im Augenblick nicht der Bär, sondern Corona steppt? Statt Sydney, das sich bis jetzt immer darauf verlassen konnte, zu Silvester in der Tagesschau zu sein (das schien so sicher wie die englische Lady mit ihrem Butler in den Dritten Programmen zu sein), Tokio? Oder gar Peking? Die Chinesen feiern das neue Jahr zum Glück später.

Wer geglaubt hat, Kriege würden nicht mehr aus Eitelkeit oder Stolz geführt, ist nun eines Besseren belehrt worden – die Dokumention zeigt eindrucksvoll, dass genau das die Gründe waren, die Aljew veranlassten, Krieg gegen die Armenier zu führen. Es geht nicht darum, Vertriebene, die 30 Jahre lang in provisorischen Siedlungen leben, zurück in ihre Heimat zu führen. Die Leute, die dort interviewt werden, haben sich eine neue Existenz in Aserbaidschan aufbauen können. Schwer zu glauben, dass sie ihre Dörfer wieder aufbauen wollen. Trotzdem sehen sie die Rückeroberung als Selbstverständlichkeit an. Nur um noch einmal an dem Ort, wo sie aufgewachsen sind, sein zu dürfen. Formal mögen sie im Recht sein. Nur hat kaum jemand Verständnis für sie. Die Armenier tun recht daran, wenn sie ihre Häuser abfackeln. Die Proteste in Jerewan zeigen, wie absurd die Situation ist – da wollen Armenier die Russen aus Bergkarabach raus haben. Als ob die etwas dafür könnten, dass die Armenier ihre eigenen Landsleute im Stich gelassen haben. Die Armee hielt sich raus, es kämpften nur Einheimische und Freiwillige. Waffen wurden auch nicht geliefert. Am Ende sind wieder die Russen dran schuld. So wie immer.

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