Haben die Polen alles richtig gemacht?

Anfang des Jahres wegen ihrer Klimapolitik noch als Schmuddelkinder und Störenfriede, die alles daransetzen, ihrem ewigen Erzfeind zu schaden – seinen Lieblingsfußballklub zu vererben mag ja in Ordnung sein, wenn aber der Feind von Generation zu Generation der gleiche bleibt, muss irgendetwas schief laufen –, verschrien, sind die Polen nun im Begriff, zu einer Führungsmacht der EU zu werden. In puncto Russlandpolitik ist das Land es schon längst geworden – was Warschau praktiziert, setzten früher oder später auch die anderen Länder um, so dass man mit davon ausgehen muss, dass deren Weigerung, Gasrechnungen in Rubel zu zahlen, bald Nachahmer finden wird. Noch ist Polen nicht verloren – die Bemerkung eines Vertreters einer italienischen Energiefirma, dass die bisherigen Rechnungen Gazproms bis jetzt in Euro ausgestellt wurden, macht Hoffnung, dass mit Abrechnungen in Rubel uns eine Gassperre erspart bleiben könnte. Wie konnte es nur dazu kommen? Polen kann sich eben leisten, Hardliner zu sein. Den Strom produziert man mit heimischer Kohle. Gas und Öl bezieht man von verschiedenen Ländern. Zudem hat man wegen Solidarność auf russische Kernkraftwerke dankend verzichtet – ganz im Gegensatz zu anderen Ostblockstaaten, die nun wegen der in der EU gängigen Praxis, dass jedes Land sich seine Sanktionen aussuchen darf, fürchten müssen, kein Uran mehr von den Russen zu erhalten. Es fällt nicht schwer, zu erraten, von wem der Vorschlag kommt. Und vermutlich kann man Warschau gar nicht mal böse sein, darauf zu drängen, den Forderungen Moskaus nicht nachzukommen, mussten doch die polnische Bauern wegen den Sanktionen im Agrarsektor auf den für sie recht einträglichen Handel mit Moskau verzichten. Der Export in die EU bringt weit weniger ein. Immerhin können die Polen damit argumentieren, dass sie sich angepasst haben. Nun verlangen sie, dass die Deutschen ihrem Beispiel folgen. Da der Blog den Eindruck hat, dass die Grünen sich bald der Meinung Warschaus anschließen werden, bleibt ihm nur, auf die gewieften Italiener zu hoffen, zumal das Geschehen an der Front keine guten Nachrichten für den Westen verspricht – da die Armeeführung der Ukrainer keine Hemmungen hat, die veralteten Panzer, die der Westen bereitstellt, einzusetzen (allein Polen soll jetzt 200 T-72 geliefert haben) wird angesichts der unvermeidlich hohen Verluste die Diskussion, freiwillig auf russisches Gas zu verzichten, von neuem beginnen. Warschau kann das egal sein. Kritisch wird es nur, wenn sich keiner mehr findet, der sich in die Panzer hineinsetzt, was wohl das Ziel der Russen ist. Insofern hat Beevor nicht ganz unrecht, wenn er meint, Putin wolle wie Stalin und Hitler gefürchtet werden.

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