Gehört die Zukunft den Undercover-Agenten?

Da ich nicht der Typ bin, der wartet, bis die Polizei in den Zeitungen Jobs ausschreibt, die aufregender nicht sein können, mache ich meine Bewerbung schon jetzt in der Hoffnung publik, ein Beamter jener 37 Behörden, die sich mit dem Terrorismus beschäftigten, möge diese lesen und sofort zum Hörer greifen, um mich zu engagieren – dunkelhaariger Mann mittleren Alters mit einem Bartwuchs, der, wenn man ihm seinen freien Lauf lässt, nach geschätzten 2 bis 3 Monaten eine Bartpracht, wie sie oft bei Muslimen zu sehen ist, hervorbringt (da er ein wenig meliert sein würde, ist ein Zuschlag zu zahlen), versteht sich außerordentlich gut darauf, anderen Leuten nach dem Mund zu reden sowie deren Vertrauen zu gewinnen. Kein Geheimnis ist vor ihm sicher. Fehlende Kenntnisse der arabischen Sprache werden durch Eifer und Hartnäckigkeit kompensiert.
PS: Sie werden verstehen, dass ich ohne Auftrag, quasi im Voraus, nicht dieses Aussehen annehmen kann. Da würde ich mich selbst verdächtig machen. Daher lautet die Devise – je eher Sie sich entscheiden, mich zu buchen, desto früher stehe ich Ihnen zur Verfügung.
PPS: Mein schütteres Haar kostet auch extra.

Wird Deutschland bald ein Eldorado für Undercover-Polizisten? Ich fürchte ja, denn wie anders soll der Plan de Maizières, Leuten, von denen die Behörden glauben, sie könnten nach Syrien oder in den Irak gehen, einen Personalausweis zu geben, der ihnen nicht erlaubt, das Land zu verlassen, funktionieren, als mittels Agenten herauszufinden, wer diese Personen sind, die unbedingt für den IS kämpfen wollen. In England gibt es schon 1200 Polizisten, die inkognito arbeiten. Deren Arbeit wird u. a. auch wegen des Mangels an Professionalität jener, die die Leute in den Einsatz schicken, schwer kritisiert. Wegen der Ausweisregelung de Maizières ist nun zu befürchten, dass sich die Salafisten genötigt sehen, in den Untergrund zu gehen. Das wäre die große Stunde der Undercover-Leute. Nur mit denen kommen die Geheimdienste noch an Informationen heran. (Wenn der Gesetzgeber Glück hat, gründen sie Garten- und Bildungsvereine, so wie es die SPD während der Zeit des Sozialistengesetzes getan hat.) Und dient IS nicht als Ventil, sich abzureagieren und auszutoben? Mein Eindruck ist, dass viele geläutert zurückkommen, die Bürgerkriege im Nahen Osten also dazu beitragen, dass Risiko eines Anschlags hier zu verringern. Als sich der Kampf der Organisation nur auf Syrien beschränkte, hat sich ja auch kaum jemand an der „Terrorismus-Touristik“ gestört. Hauptsache, sie waren weg. Nun, da alles aus dem Ruder gelaufen ist, greift man die Mitteln, die dazu führen könnten, dass radikale Islamisten sich wieder auf Ziele in Europa konzentrieren, was natürlich wesentlich schwieriger zu bewerkstelligen ist, als sich ein Flugzeug, das nach Istanbul fliegt, zu setzen. Mein Eindruck ist, dass man es den Dschihadisten zu einfach gemacht hat. Leuten den Ausweis wegzunehmen, halte ich aber für keine gute Lösung, jedoch muss ich zugeben, dass ich keinen gescheiteren Vorschlag vorbringen kann.

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